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Ich bin überzeugt, dass man auch bei der noch unverletzten Membran das geringe Leitungsvermögen für schwache Ströme zum allergrössten Theile auf Rechnung des Electrolyten zu setzen hat, indem derselbe feine Poren, die das Metall durchsetzen, ausfüllt und so die eigentliche Strombahn bildet. Dafür scheint mir der Umstand beweisend, dass der Strom nur die Potentialdifferenz zwischen den Flüssigkeiten zu beiden Seiten der Membran bestimmt, nicht aber die Potentialdifferenzen Flüssigkeit | Membran. Es mag schon auffallen, dass beispielsweise in der ersten Versuchsreihe die Potentiale der Membran vielfach bedeutend höher gefunden wurden, als in der zweiten, noch deutlicher wird der Sachverhalt, wenn man die Membran in verschiedener Weise polarisirt, während der Strom durch sie hindurchgeht. Eine Membran, die für Ströme zwischen 0,000117 und 0,00147 den Widerstand 345,82,01 Ohm aufwies, wurde polarisirt, indem ich sie durch einen 100000 Ohmwiderstand mit einem Kupferdraht verband, dessen freies Ende ich einmal in den äusseren und einmal in den inneren Trog eintauchte. Der Strom des Accumulatoren ging diesmal vom inneren Trog in den äusseren über. Versuch 1 und 2 der folgenden Tabelle sind noch in derselben Weise wie alle vorhergehenden angestellt, bei 3 wurde der Kupferdraht in die Säure des inneren, bei 4 in die des äusseren Troges getaucht.

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Für Leitungsvermögen, wie das in Tabelle 1 und 2 festgestellte, genügt ein sehr geringer Gesammtquerschnitt der mit Säure gefüllten Canäle. Denkt man sich das Blättchen von einer Anzahl feiner Poren senkrecht zur Oberfläche durchsetzt, so brauchen alle Poren zusammen nicht mehr als 23,5. 10-6 mm2 Querschnitt zu haben, um ein Leitungsvermögen 1:800 Ohm zu erklären.

Die von Hrn. Daniel gefundene Gesetzmässigkeit, dass der,,kritische" Strom, d. h. der Strom, bei dem sich zuerst Wasserzersetzung an den Seitenflächen des Goldblättchens beohachten lies, bei wechselnder Concentration der Säure ihrem Leitungsvermögen proportional sei, findet so eine einfache Erklärung. Denn bei einem nfachen Leitungsvermögen der Flüssigkeit wird es eines nfachen Stromes bedürfen, um an den gegenüberliegenden Mündungen der Poren die Potentialdifferenz zu erzielen, bei der Wasserzersetzung eintritt. Ist diese Potential differenz einmal erreicht, so beginnt das Metall der Membran selbst an der Ueberführung des Stromes erheblichen Antheil zu nehmen.

Je dünner man das Blättchen wählt, um so grösser wird die Zahl der durchgehenden Canäle sein, um so geringer ist auch die Länge derselben; es muss fast Wunder nehmen, dass Hr. Daniel nicht eine Zunahme des Leitungsvermögens constatirt hat, welche noch rascher fortschritt als mit dem Quadrat der reciproken Blattdicke.

Zum Schlusse möchte ich noch auf die auffallend hohen Potentialwerthe aufmerksam machen, welche die anodisch polarisirte Seitenfläche des Goldblättchens in den Versuchen der Tabelle 1 und 2 bei stärkeren Strömen aufwies. Ein Goldblättchen, das dem Strome als Anode diente, hatte selbst nach Unterbrechung des Stromes ein allerdings sehr rasch abnehmendes Potential von + 1,25 Volt (bezogen auf die Kalomelelectrode). Nach einiger Zeit hörte diese Abnahme auf, es erfolgte sogar wieder eine kleine Zunahme. Als annähernd constantes Endpotential wurde für eine durch den Strom mit Oxyd bedeckte Goldplatte das Potential +0,897 Volt gefunden.

Stockholm Högskola, Physikal. Institut.

8. Die Verwendung sehr feindrahtiger Thermo

elemente in der Meteorologie;

von Paul Czermak.

Eine grosse Schwierigkeit bei Messung der Lufttemperatur und bei actinometrischen Messungen mit Quecksilberthermometern bietet stets der Umstand, dass ein solches Instrument eine erheblich lange Zeit braucht bis es die Temperatur der Umgebung angenommen hat. Die wirklich momentan herrschende Lufttemperatur ist man daher eigentlich gar nicht im Stande direct abzulesen. Bei klarem Himmel ist insbesondere in den Vormittagsstunden der Temperaturanstieg ein so rascher, dass ein Quecksilberthermometer demselben nicht folgen kann; viel weniger noch kann es den raschen Aenderungen folgen, welche bei Föhnwetter oder in schlecht gemischten Luftschichten von verschiedener Temperatur auftreten. Bei den Actinometern ist es nun gar ein Uebelstand, der auch zwang von Beobachtungen mit Quecksilberthermometern abzugehen, wenn man längere Zeit das Thermometer der Strahlung aussetzen muss.

In neuerer Zeit wurde auch versucht Thermometergefässe aus Platin herzustellen und in dieser Hinsicht sind schon recht günstige Resultate erzielt worden.

Ich habe nun versucht, da ich mich schon seit längerer Zeit1) mit Versuchen beschäftigte, bei welchen Thermoelemente verwendet werden, die aus sehr dünnen Drähten hergestellt sind, auch diese Methode zur Beobachtung rascher Aenderungen der Lufttemperatur und zu actinometrischen Messungen zu verwenden.

Thermoelemente aus Drähten von 0,1 mm Dicke und 2-3 cm Länge nehmen die Temperatur der Umgebung un

1) P. Czermak, Ueber oscillatorische Entladungen. Wien. Akad. 1892; Ueber die Temperaturvertheilung längs eines Drahtes etc. Wien. Akad. 1894.

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. 56.

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gemein rasch an. Berusst man die Löthstelle oder überzieht man dieselbe mit einer dünnen Schicht von Kienruss mit Schellacklösung, so nehmen sie auch eine Strahlung sehr gut und rasch auf. Diese Methode hat der bolometrischen gegenüber manchen Vortheil. Die Empfindlichkeit wird nicht soweit zu treiben sein, doch ist dies für den vorliegenden Zweck gar nicht nöthig, im Gegentheil ist eine geringere Empfindlichkeit geradezu erwünscht. Es wird genügen, die Hundertstel Grade sicher ablesen zu können, und dies ist leicht zu erreichen. Besonders angenehm bei dieser Methode ist es aber, dass jede Compensation wegfällt. Die Nullpunktschwankungen durch Thermoströme in der Leitung können durch einige Vorsicht leicht vermieden oder auf einem constanten Werthe erhalten werden, sodass sie ohne Einfluss sind.

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Wichtig ist es aber, ein Galvanometer anzuwenden, welches eine möglichst kleine Schwingungsdauer bei vollständig aperiodischer Dämpfung besitzt, um Aenderungen der Stromstärke unmittelbar folgen zu können.

raschen

Fig. 1. Um die Brauchbarkeit dieser Methode zu prüfen, habe ich mir vorläufig zwei Instrumente selbst verfertigt und Versuche mit denselben angestellt. Aus den erhaltenen Resultaten ist sicher zu schliessen, dass dieselben bei präciser Ausführung sehr gute Dienste leisten können, und dies ist der Grund, warum ich bereits zu einer Publication der Methode geschritten bin, ohne noch exacte Messungsreihen ausgeführt zu haben.

Das erste Instrument ist ein Thermometer zur Messung rascher Temperaturänderungen. Dasselbe ist in Fig. 1 abgebildet und besteht aus zwei dicken Kupferröhren K, K2, welche an ihrem unteren Ende mit Kupferbolzen ausgefüllt und conisch abgedreht sind. Die oberen Enden derselben sind in

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ein hartes Holzstück H eingelassen und stehen mit je einer Polklemme P1 P2 in guter Verbindung. An die zugespitzten Röhrenenden sind die feinen Drähte des Thermoelementes angelöthet, sodass ↳ und 2 die Löthstellen bilden, welche auf gleicher und (während der Beobachtungszeit) constanter Temperatur bleiben sollen. Die Drähte selbst sind im Punkte l' zusammengelöthet, und zwar ist 47' ein Kupfer- und l' ein Constantandraht. 1) Diese Löthstelle l' ist jene, welche die Temperatur der Umgebung ungemein rasch annimmt.

Die Röhren sind beide mit Wasser gefüllt und in eine derselben ist ein Thermometer T versenkt, welches den langsamen Anstieg der Temperatur in den Löthstellen und anzeigt. Wird dieses Instrument ins Freie gebracht, so folgen die dicken mit Wasser gefüllten Kupferröhren dem Verlaufe der Lufttemperatur in ähnlich langsamer Weise, wie ein grösseres Quecksilberthermometer, die freie Löthstelle l' aber folgt allen raschen Temperaturschwankungen, welche bei schlecht gemischten Luftschichten oder raschen dynamischen Erwärmungen auftreten.

Schaltet man daher in die Polklemmen die Leitung eines. Galvanometers ein, welches den oben erwähnten Bedingungen genügt, so ist man im Stande gerade jene Schwankungen, welche um den allgemeinen langsamen Temperaturverlauf stattfinden, zu beobachten.

Da mir kein Galvanometer zur Verfügung stand, welches die geforderten Bedingungen besass, so construirte ich ein solches, welches unser Institutsmechaniker in sehr befriedigender Weise ausführte. Das wesentlichste zur Erzielung einer sehr kurzen Schwingungsdauer ist das Gehänge. Ich verwandte dazu ein sehr dünnes Glimmerscheibchen von 10 mm Durchmesser. Auf eine Seite desselben klebte ich ein Stückchen versilbertes Deckglas von ca. 6 qmm Fläche und auf die Rückseite wurden fünf Magnetchen von 3 mm Länge geklebt, die aus einer Unruhfeder hergestellt waren. Dieses

1) Eisenconstantandrähte haben eine noch grössere thermoelectromotorische Kraft, doch stand mir kein so feiner Eisendraht zur Verfügung, und ist Eisen des Rostens wegen auch nicht so günstig als Kupfer.

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