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Flansch versehen, auf welchem, durch einen Bleiring gedichtet, der Deckel mit 6 Schrauben befestigt wird. Eine runde Messingplatte von 2,5 cm Durchmesser, in welche auf der einen Seite ein 1,2 cm langer, 0,2 cm dicker Stift axial eingeschraubt ist, bildet die innere Belegung. 3 cylindrische Glasfüsschen von 1,2 mm Durchmesser halten sie in constantem Abstand vom Gefässboden. Dieselben passen genau in je 3 cylindrische Vertiefungen im Boden und in der Platte. Es kamen Glasfüsschen von verschiedener Länge zur Verwendung, sodass der Abstand der Platte vom Boden zwischen 0,3 und 1,2 mm, die Capacität zwischen einigen 20 und ca. 6 Scalentheilen des Messcondensators variirt werden konnte. Die isolirte Zuführung der Leitung durch die Gefässwand geschieht - ähnlich, wie bei dem oben beschriebenen Cylindercondensator-vermittels eines in eine Capillare eingeschmolzenen Platindrahtes. Die Verbindung zwischen diesem und der Platte wird durch ein an den Draht angelöthetes conisches Hütchen aus Platinblech hergestellt, welches auf den oben conisch zugefeilten Stift passt. Der Dampf der zu untersuchenden Flüssigkeit strömt durch einen in den Deckel eingeschraubten Stahlhahn in das Gefäss ein. Durch Wägung wird constatirt, ob sich eine genügende Menge Flüssigkeit condensirt hat.

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Zur Bestimmung einer D. C. muss dreimal die Capacität des Condensators gemessen werden, nämlich während er gefüllt ist: 1. mit Luft, 2. mit einer Flüssigkeit von bekannter D. C. K1, 3. mit der zu untersuchenden Flüssigkeit. Sind So, S1 und S2 die bezüglichen Verschiebungen am Messcondensator, so erhält man die gesuchte D. C. nach der Formel:

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Als Vergleichsflüssigkeit diente käuflicher mit Natrium getrockneter Aethyläther, dessen D. C. nach der von Nernst1) beschriebenen absoluten Methode in einer ausgedehnten Versuchsreihe zu 4,396 bei 16° bestimmt wurde. Nernst 1. c. fand dafür 4,22 bei 20o. Da aber mehrmalige Controlle zu verschiedenen Zeiten immer sehr nahe an 4,40 liegende Werthe gab, habe ich letztere Zahl in obige Formel eingeführt.

1) Nernst, 1. c. p. 655.

Zunächst controllirte ich die nach Schiller's Methode gefundenen Werthe der D. C. der flüssigen Kohlensäure. Die Ergebnisse dieser Messungen enthält folgende Tabelle:

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Unter K1 stehen die nach Schiller's Methode gefundenen Werthe (für 0° der Mittelwerth aus den beiden in Tab. I angegebenen), unter K, die neu bestimmten. Die Uebereinstimmung ist bis auf die Werthe bei — 7,5o bez. 7,5° bez. -8° sehr gut. Die grosse Differenz bei letzteren mag von falscher Temperaturbestimmung bei dem Versuch nach Nernst's Methode herrühren. Es wurde nämlich das Gefäss in eine Kältemischung aus Eis und Kochsalz gesetzt, deren Temperatur nicht überall gleich war. Nimmt man an, dass die flüssige Kohlensäure um einige Grade kälter war als 8o. so ordnet sich auch dieser Werth gut neben die nach Schiller's Methode gefundenen.

Versuche mit SO, und NH, in demselben Condensatorgefäss scheiterten wieder an der zu grossen Leitfähigkeit der beiden Substanzen. Ueber weitere Versuche mit einem neuen Gefäss kleinerer Capacität, welche bei SO, zum Ziele führten, wird weiter unten berichtet werden.

Vorher wurde die D. C. des flüssigen Chlors bestimmt. Da dasselbe alle Metalle angreift, musste der Condensator ganz aus Kohle und Glas angefertigt werden und erhielt nach mannigfachen Versuchen die Fig. 8 skizzirte Form (Maassstab 14). Ein 80 mm langes Stück einer 17 mm dicken Dochtkohle ist der Länge nach mit einer 8,5 mm weiten Durchbohrung versehen, in welcher ein 85 mm langes Stück einer 7 mm dicken Homogenkohle durch je drei Glasstifte an jedem Ende coaxial befestigt ist. Dieser Cylindercondensator sitzt in einem 17 mm weiten Glasrohr von 2,5 mm Wandstärke. Dasselbe ist am einen Ende zugeschmolzen, am anderen ist ein engeres, mit Hahn versehenes Rohr angesetzt. 4 cm über dem oberen Ende des Condensators sind seitlich zwei

Glasröhren von 6,5 mm Lumen einander gegenüber angeblasen. In jede derselben ist ein 50 mm langes Stück einer 6 mm dicken Homogenkohle mit Siegellack eingekittet. Auf der äusseren Seite des letzteren steckt in einer 1 mm weiten Bohrung ein Platinstift, von welchem aus ein dünnerer Platindraht durch das zugeschmolzene Ende der Röhre nach aussen führt. Um die Verbindungen zwischen den eingekitteten Kohlestiften und den beiden Belegungen des Condensators herzustellen, sind dünne Glühlampenfäden in Bohrungen einerseits an den inneren Enden der ersteren, andererseits an den oberen Enden der letzteren hineingesteckt und mit schwach conischen Glasstäbchen festgeklemmt. Das flüssige Chlor kommt also nur mit Kohle und Glas, das Chlorgas allerdings auch mit der Siegellackkittung in Berührung, welche mit der Zeit angegriffen wird. Doch ist eine Verunreinigung des flüssigen Chlors hierdurch nicht zu befürchten. Allmählich dringt das Chlorgas an den Kohlestiften vorbei bis zu den Platindrähten, sodass sich auf deren Oberfläche Platinchlorid bildet. Doch können auch hierdurch keine Fehler in der Bestimmung der D. C. verursacht werden.

Dieser Condensator hatte mit Luft gefüllt eine Capacität von ungefähr 15 Scalentheilen. Nachdem seine Capacität mit Aetherfüllung ermittelt war, wurde er luftleer gepumpt und mit der eisernen Bombe verbunden, welche das flüssige Chlor enthielt (bezogen von der Actiengesellschaft für chemische Industrie in Mannheim). Von der Bombe ging das Gas durch eine Kundt'sche Glasfeder zu einem Gefäss mit concentrirter Schwefelsäure, von da durch eine Röhre mit Phosphorpentoxyd, endlich durch eine zweite Kundt'sche Feder zum Condensatorgefäss, welches mit einer Kältemischung aus fester Kohlensäure und Aether umgeben war. Um in diesem complicirten Glasapparat den Druck möglichst niedrig zu halten, wurde die Luft durch einen nahe bei dem Glashahn angebrachten seitlichen Ansatz ausgetrieben, während dieser Hahn noch geschlossen war. Sobald bei dem Ansatz reines Chlor austrat, wurde das Ventil an der Bombe geschlossen, der Ansatz zugeschmolzen, der Hahn nach dem evacuirten Gefäss geöffnet und nun das Ventil sehr wenig geöffnet, sodass der Druck in der ganzen Leitung nicht viel höher war, als es der Tem

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. 56.

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peratur der im Condensatorgefäss niedergeschlagenen Flüssigkeit entspricht. Wenn die Oberfläche der letzteren ungefähr 1 cm über die Kohlecylinder gestiegen war, wurden Ventil und Glashahn geschlossen und das Condensatorgefäss durch Kältemischungen aus Schnee und Kochsalz, reinen Schnee und Wasserbäder auf verschiedene Temperaturen gebracht. Nachdem bei einem Vorversuch bei + 20° das Gefäss explodirt war, wagte ich bei den endgültigen Messungen nicht über +8° hinauszugehen. Die Ergebnisse derselben enthält die Tab. VII in der Reihenfolge, wie die Versuche angestellt wurden.

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Zwischen Nr. 6 und 7 erwärmte sich das Gefäss während der Nacht. Die Temperaturbestimmungen sind besonders bei den weit von der des Zimmers abliegenden Temperaturen nicht sehr genau, denn das umgebende Bad musste während der allerdings nur ca. 30 Sec. dauernden Messung entfernt werden, weil es durch Theilnahme an der dielectrischen Polarisation merklichen Einfluss auf die Capacität hat.

Die Temperatur der Kältemischung aus fester Kohlensäure und Aether wurde überhaupt nicht gemessen, da mir kein Thermometer für so niedrige Temperaturen zur Verfügung stand. Als tiefste Als tiefste durch diese Mischung erreichbare Temperatur wird - 77° angegeben (Tabellen von Landolt und Börnstein 1894). Doch war das flüssige Chlor wohl kaum so kalt, hatte auch bei den drei Messungen Nr. 1, 2 und 10 nicht immer die gleiche Temperatur, wie aus der Verschiedenheit der gefundenen D. C. hervorgeht. Bei der später zu discutirenden Curve (Fig. 11) habe ich den Mittelwerth der drei Messungen, 2,164, als für -65° geltend angenommen.

Leitung der Electricität war beim flüssigen Chlor nicht nachzuweisen. Die geringste Aenderung eines der beiden Widerständer und r liess das Telephon ertönen. Die Leitungsfähigkeit des flüssigen Chlors muss hiernach kleiner sein als 10-16.

Für neue Versuche mit SO, und NH, wurde ein Gefäss von kleinerer Capacität gebaut, um den zu compensirenden Widerstand zu vergrössern. Der aus Schmiedeeisen. verfertigte, innen stark vergoldete Topf hat dieselben Dimensionen, wie das zuerst verwandte Messinggefäss. Die innere Belegung des Condensators dagegen besteht in einer runden Platinelectrode von 1 cm Durchmesser, befestigt an einem Platinstift, welcher in ein Glasröhrchen eingeschmolzen ist. Letzteres ist in einer Durchbohrung in der Mitte des Deckels so festgekittet, dass der Abstand der Electrode vom Gefässboden 1 cm beträgt. Bei dieser Form des Gefässes kommt es darauf an, dass bei beiden Füllungen, mit untersuchter und mit Maass-Flüssigkeit, die Flüssigkeitsoberfläche genau gleich hoch steht, eine Bedingung, deren Erfüllung mittels der Waage leicht erkannt wird.

Da die D. C. des SO, verhältnissmässig gross, die Capacität des mit Luft gefüllten Condensators aber sehr klein ist (0,6 Scalentheile), so wurde als Vergleichsflüssigkeit Aethylalkohol verwendet. Er war 99,8 proc. (spec. Gew. 0,7875 bei 21°), hat also nach Nernst die D. C. 25,3 bei 23°. Es ergab sich dann als Mittel einer Beobachtungsreihe die D. C. der schwefligen Säure zu 14,8 bei 23o. Ihre Leitfähigkeit war der des 99,8 proc. Alkohols fast gleich; eine absolute Messung derselben wurde nicht ausgeführt.

Bei NH, führten die Versuche noch nicht zum Ziele.

Die Mosotti-Clausins'sche Formel.

Mit Hülfe des gewonnenen Zahlenmaterials kann nunmehr der Gültigkeitsbereich der Mossotti-Clausius'schen Formel für die untersuchten Substanzen festgestellt werden. Die Heranziehung der Angahen anderer Beobachter wird hierbei erweiterte Gesichtspunkte gewinnen lassen.

Im Folgenden sollen durchweg die Buchstaben t, d, n, K für den flüssigen, t', d', n', K' für den gasförmigen Zustand

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