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nur ein Tropfen in derselben zum Absperren der Luft zurückblieb.

Um die Röhren in verschiedene Temperaturen zu bringen, wurden sie mit ihren Kugeln in einen oblongischen Kasten aus Eisenblech eingelegt, und in demselben entweder mit feingestofsenem schmelzenden Eise umgeben, oder den Dämpfen des kochenden Wassers ausgesetzt. Hr. Gay-Lussac scheint die Kugeln in das kochende Wasser selbst gebracht zu haben, und hiervon könnte es vielleicht herrühren, dafs sein Resultat höher als das des Hrn. Rudberg ist. Uebrigens wurden bei meinen Versuchen, wie bei denen des Hrn. Gay-Lussac die Röhren stets so weit in den Kasten eingeschoben, dafs der Quecksilber - Tropfen sich dicht an der Oeffnung befand. Um die Röhren sicher in horizontaler Lage zu erhalten, war dicht vor dem erwähnten Kasten ein Stück Holz etwa 4 Zoll lang und eben so breit vollkommen horizontal ganz unwandelbar befestigt. In diesem befand sich eine enge Rinne, in welche die Röhre genau pafste und in der sie zwar vor- und rückwärts geschoben werden konnte, ohne dafs sie aber dabei aus ihrer horizontalen Lage kam. Uebrigens habe ich mich überzeugt, dafs selbst eine Neigung der Röhre von mehreren Graden keine wahrnehmbare Veränderung in der Stellung des Quecksilber - Tropfens hervorbringt. Hr. Gay-Lussac hatte die Röhren, die er zu seinen Versuchen anwandte calibrirt und in gleiche Volumen -Theile getheilt. Er konnte daher auf dieser Theilung das Verhältnifs der Volumina der Luft bei 0° und bei der Temperatur des kochenden Wassers unmittelbar ablesen. Ich habe statt dessen die Stelle, welche der Quecksilbertropfen bei diesen Temperaturen einnahm, oder die Volumina der Luft bei diesen Temperaturen, mittelst eines Diamants auf der Röhre bezeichnet. Nach Beendigung des Versuches wurden die Röhren leer gewogen, sodann mit trocknem Quecksilber bis zu der Stelle gefüllt, wel

che das Volumen der Luft bei 0" bezeichnete und wiederum gewogen; und endlich bis zu der Stelle mit Quecksilber gefüllt, welche die Luft bei der Temperatur des kochenden Wassers eingenommen hatte, und gleichfalls gewogen. Damit das Quecksilber bei beiden Füllungen von derselben Temperatur war, wurden die Röhren bei jeder Füllung in ein grofses Gefäls mit Wasser gelegt und dies unverändert auf derselben Temperatur erhalten; die Gewichte des Quecksilbers lieferten das Verhältnifs der Volumina der Luft bei 0° und bei der Temperatur des kochenden Wassers. Wiederholte Füllungen desselben Rohres gaben stets dasselbe Resultat.

Um zu prüfen bis zu welchem Grade diese Methode zuverlässig sey, legte ich stets zwei Röhren neben einander in den Kasten ein, allein die Resultate, welche mit beiden erhalten wurden, stimmten fast niemals mit einander überein.

Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich Alles, was in meinen Kräften war, versucht habe, um eine grössere Uebereinstimmung hervorzubringen. Denn ich konnte mir nicht denken, und kann es auch jetzt noch nicht, dafs Hr. Gay-Lussac eine Methode angewandt haben, sollte, die keine sicheren Resultate liefert, und dafs Hr. Biot eine solche Methode der älteren des Hrn. GayLussac vorzieht, mit welcher dieser Physiker doch Resultate erhalten hat, die auf überraschende Weise mit einander übereinstimmen. Ich habe zunächst den Kasten, in dem die Röhren den Dämpfen des Wassers ausgesetzt wurden und den ich später ausführlicher beschreiben werde, mannigfaltig abgeändert, um jede zufällige und locale Abkühlung desselben zu vermeiden, ich habe geprüft, welche Veränderungen in der Temperatur des Dampfes durch die Art des Feuerns eintreten, oder durch das Auflegen frischer Kohlen, oder das Schliefsen der Oeffnungen im Deckel des Kastens; ich habe das Caliber der Röhren mehrfach abgeändert, habe sie, um sicher

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zu seyn, dafs alle Feuchtigkeit beim Auskochen mit Quecksilber entfernt worden, einige Male nicht selbst ausgekocht, sondern von einem sehr geschickten Glasbläser auskochen lassen. Sie auch mitunter auf die Weise getrocknet, dafs, während sie sich in den Dämpfen von kochendem Wasser befanden, die Luft etwa 60 Mal aus ihnen ausgepumpt und durch eine 3 Fufs lange Chlorcalcium-Röhre wieder eingelassen wurde aber alle diese Bemühungen waren vergebens, die Resultate von zwei gleichzeitigen Beobachtungen stimmten fast niemals mit einander überein.

Ich glaube, dafs der Grund hiervon darin zu suchen ist, dafs das Quecksilber in einer solchen Röhre niemals vollkommen dicht schliefst, und namentlich nicht in die feinen, fast unsichtbaren Vertiefungen eindringt, die oft auf der inneren Wand einer Glasröhre vorhanden sind. Denn wenn die Kugeln erst in schmelzendes Eis gebracht, dann den Dämpfen des kochenden Wassers ausgesetzt, und nachher wieder mit schmelzendem Eise umgeben wurden, so zeigte die Luft fast niemals wieder dasselbe Volumen, das sie bei dem ersten Umgeben mit schmelzendem Eise einnahm. Oft war dasselbe kleiner, oft auch grösser, offenbar je nachdem die Luft bei der Abkühlung oder bei der Erwärmung der Kugel neben dem Quecksilbertropfen entwichen war. Die folgende Tabelle enthält die Resultate der Versuche, die ich nach dieser Methode erhalten habe, berechnet für einen Druck von 28 Zoll Pariser bei 0o. Die beiden mit einander verbundenen Zahlen sind die Resultate vón zwei gleichzeitig angestellten Versuchen. Wenn man überhaupt aus so unsicheren Zahlen ein Mittel nehmen darf, so wäre dies =0,36930, und also immer schon geringer als 0,375.

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Als ich nach einem leider zu grofsen Zeitverlust diese Methode aufgab, schien mir keine geeigneter die Ausdehnung von verschiedenen Gasarten zu untersuchen, als die, welche Hr. Rudberg zuletzt angewendet hat. Ich liefs deshalb einen Apparat fertigen, ganz ähnlich wie der, welchen Hr. Rudberg beschreibt. Derselbe ist auf Taf. I. Fig. 1. abgebildet. AB ist ein cylindrisches Gefäfs, ganz ähnlich wie das Gefäfs eines Fortin'schen Barometers, nur gröfser. Der obere Theil desselben AC ist aus Glas. Es enthält einen ledernen Beutel VW 1), dessen Volumen durch die Schraube S verändert, und wodurch das in ihm enthaltene Quecksilber herauf und herunter bewegt werden kann. Durch den luftdichtschliefsenden Deckel dieses Gefäfses geht bei D eine etwa 20 Zoll lange und an beiden Enden offene Barometerröhre, neben der sich eine messingene Scale befindet. Eine zweite Röhre FG, welche zu dem Behälter KL gehört, in dem die trockne Luft enthalten ist, geht bei F luftdicht durch den Deckel; beide Röhren reichen bis in das Quecksilber hinab. Neben FG

1) Das Leder liefs stets Quecksilber durch, wenn der Druck der Quecksilbersäule etwas bedeutend wurde. Ich wandte deshalb statt des Leders eine dünne Caoutchoukplatte an, die aussen mit Leder umgeben war.

befindet sich gleichfalls ein kurzes Stück einer messingenen Scale nach demselben Maafse getheilt, als die neben DE befindliche. Schraubt man alsdann das Quecksilber in die Höhe, so wird die Luft in dem Gefäfse zusammengedrückt, und das Quecksilber steigt in beiden Röhren. Es wird zu einer bestimmten Stelle der kleinen Scale hinauf geschraubt, und zwar bis zu derselben, sowohl wenn das Gefäfs KL mit Eis umgeben, als auch wenn es der Temperatur des kochenden Wassers ausgesetzt ist, und man beobachtet alsdann, um wieviel das Quecksilber in der Röhre DE höher steht, als bei G. Zu dem Ende ist es nothwendig, dafs der Apparat vollkommen horizontal stehe, damit die entsprechenden Punkte beider Scalen vollkommen in einer Horizontal - Ebene liegen. Da das Quecksilber in der Röhre DE bei der grofsen Nähe des schmelzenden Eises und des kochenden Wassers seine Temperatur leicht ändert, so ist diese Röhre mit ihrer Scale in einer weiteren Glasröhre eingeschlossen, die mit Wasser gefüllt werden kann. Ich fand diese Vorsicht indefs überflüssig, da, wenn die weitere Röhre oben leicht bedeckt wird, die Luft in ihr überall dieselbe Temperatur zeigt; man kann daher diese Temperatur der Luft für die des Quecksilbers in der Barometerröhre nehmen und das Wasser, welches das Ablesen der Scale erschwert, entbehren.

Um das Gefäfs GKL bei F zu befestigen, wurde dasselbe in eine metallene Hülse eingekittet, die mittelst eines eingeschliffenen Conus und einer Ueberwurfschraube in den Deckel AD luftdicht eingesetzt wurde. Man konnte dadurch leicht das Gefäfs entfernen und durch ein anderes ersetzen. Die Röhre GM, in der das Quecksilber hinaufgedrückt wurde, hatte 1 bis 2 Mm. im Durchmesser: war sie enger, so war die Capillar - Depression zu bedeu tend und leistete einen so grofsen Widerstand, dafs das Quecksilber nicht gleichförmig, sondern stofsweise in ihr stieg. Die Röhre GL war ein ganz enges Ther

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