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es wahrscheinlich, dafs das Ammoniak sich erst aus seinen Bestandtheilen bilde, welche in der Form von Amid mit Quecksilber verbunden sind. Die aus der Analyse hervorgehenden Quantitäten des Quecksilbers und Ammoniaks zeigen, dass auf 4 At. des ersteren 1 Doppelatom (Aequivalent) des letzteren vorhanden sey, so dafs die Verbindung eine basische seyn würde, entsprechend der durch Wasser oder Alkalien aus dem weifsen Praecipitat, oder der aus der Einwirkung von Ammoniak auf Quecksilberjodid gebildeten, welche ich vor einiger Zeit beschrieben habe 1).

Ihre Formel ist Hy Br+HyNH2+2Hy, und danach muss sie bei der Analyse geben:

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Anmerkung. Es ist vielleicht nicht ganz uninteressant, zu sehen, dafs sich diese und alle übrigen Quecksilberoxydverbindungen, in denen man, seit Kane's Untersuchung des sogenannten weifsen Präcipitats, eine Verbindung des Quecksilbers mit dem hypothetischen Körper Amid annimmt, auch als Verbindungen ansehen lassen, in welchen das neuerlich von Schrötter und Plantamour gleichzeitig entdeckte Stickstoffquecksilber, Hy3 N2, enthalten ist, das durch seine explodirende Wirkung sich so sehr auszeichnet, worin ihm die zuvor beschriebene bromsaure Verbindung nahe kommt. Folgende Vergleichung zeigt diese Umsetzung der Formeln: Bromsaures Salz:

HyBr+2Hy+Hy NH2=HyBr+Hy3 N+2H.

Schwefelsaures Salz:

HyS+2Hy+HyNH2=HyS+Hy3N+2 H.

1) Diese Annalen Bd. XXXXVIII S. 170.

Salpetersaures Salz:

HyN+2Ĥy+Hy NH*➡HyN+Hy3N+2 §.

Basische Verbindung, welche aus dem weifsen Präcipitat durch die Mitwirkung des Wassers oder der Alkalien sich bildet:

Hy €l+2 Hy+NH2=Hy€l+Hy3N+24.

Braune Verbindung, welche durch Einwirkung des Ammoniaks auf Quecksilberjodid entsteht 1):

Hył+2ǹy+Hy NH2=HyI+Hy3N+2H.

Selbst der weifse Präcipitat lässt sich als eine Verbindung von Quecksilberstickstoffchlorid mit Chlorwasserstoffammoniak betrachten, wenn man sein Atomgewicht verdoppelt. Denn 2Hy Cl+2Hy NH2 = (Hy €l+Hy3 N) +(NH3+HCl).

Das Quecksilberstickstoffchlorid, welches Mitscherlich durch Erhitzen des weifsen Präcipitats dargestellt hat, enthält doppelt so viel Quecksilberchlorid, als das hier in den beiden Chlorverbindungen angenommene. Aus 3 At. des Präcipitats (dessen Atomgewicht nach Mitscherlich drei Mal so grofs als das früher angenommene ist) würden dann 2 At. von 2Hy Cl+Hy3 N entstehen.

Es sollen diese Betrachtungen keinesweges zu der Behauptung führen, dafs die neuen Formeln die wahre Constitution dieser Verbindungen ausdrücken, da sich manche Gründe dagegen anführen lassen, wie z. B. der, dafs beim Erhitzen des weifsen Präcipitats in diesem Fall doch wahrscheinlich Salmiak sich verflüchtigen würde; sie sollen nur an eine interessante Beziehung zu dem Stickstoffquecksilber erinnern, dessen Eigenschaften so ausgezeichnet sind.

Bromsaures Platinoxyd.

Um dieses Salz darzustellen, wurde schwefelsaures Platinoxyd (aus Platinchlorid, welches mit Schwefelsäure

1) Diese Annalen Bd. XXXXVIII S. 170.

abgedampft worden) durch bromsauren Baryt zerlegt. Die gelbe Flüssigkeit liefs sich im Wasserbade abdampfen, entwickelte aber bald Sauerstoffgas und Brom (letzteres von etwas freier Bromsäure herrührend), und gestand zuletzt zu einer krystallinischen braunen zerfliefslichen Masse, welche indessen gar keine Bromsäure mehr enthielt, sondern reines Platinbromid war.

Bromsaures Zinnoxyd.

Die Bromsäure hat zum Zinnoxyd nur sehr wenig Verwandtschaft. Uebergiefst man damit das aus dem Chlorid durch Ammoniak gefällte Hydrat, so hat sich selbst nach wochenlangem Stehen nur sehr wenig aufgelöst, welches nach dem Verdampfen als ein in Wasser nur unvollkommen löslicher Rückstand erscheint. Das Oxyd selbst, welches, wenn man es über Schwefelsäure getrocknet hatte, wobei es die gewöhnliche durchscheinende, im Bruch glasartige Beschaffenheit besitzt, verliert bis 180° etwa 18 Proe. am Gewicht, erhält dann keine Bromsäure mehr, und hat sich in die in Säuren schwerlösliche Modification verwandelt.

Bromsaures Chromoxyd.

Fällt man eine Auflösung von schwefelsaurem Chromoxyd durch bromsauren Baryt, so erhält man eine grüne Auflösung des Salzes, welche beim Verdunsten im Wasserbade sehr bald Brom entwickelt und eine gelbrothe Färbung annimmt. Zuletzt bleibt ein dunkelrother, krystallinischer, zerfliefslicher Rückstand, welcher wesentlich nur aus Chromsäure besteht, eine Zersetzung, welche der des Manganoxydulsalzes ganz analog ist.

Bromsaures Palladiumoxydul.

Palladiumoxydul, wie es durch Fällung des Chlorürs mittelst kohlensauren Natrons erhalten wird, löst sich in Bromsäure nur in höchst geringer Menge auf.

Das Verhalten der einzelnen bromsauren Salze zeigt, mit welcher Leichtigkeit die Bromsäure sich zersetzt, und die Basis, selbst wenn sie zu der stärkeren gehört, wie Eisenoxydul und Manganoxydul, dabei höher oxydirt.

Uebergiefst man bromsaure Salze in fester Form mit mäfsig concentrirter Salpetersäure, und erhitzt das Ganze, so erfolgt in gewissem Grade eine Zersetzung, wobei die frei werdende Bromsäure gleichfalls zerlegt, und das Gemenge durch freies Brom gelb gefärbt wird. Wird eine heifse und concentrirte Auflösung von bromsaurem Kali mit Schwefelsäure vermischt, so erhält man dadurch kein saures Salz, denn zuerst schiefst neutrales bromsaures Kali an, und später sondert sich aus der Bromsäure enthaltenden Flüssigkeit nur saures schwefelsaures Kali aus

VII. Zersetzung des Wassers durch Brom.

Als Herr Bourson Wasserdämpfe mit einem Ueber

schufs von Bromdämpfen durch ein bis zur Weifsgluth (rouge-blanc) erhitztes Porzellanrohr leitete, erhielt er eine ziemlich grofse Menge reinen Sauerstoffgases, was, der Meinung von Balard zuwider, offenbar beweist, dass das Wasser sich zersetzt und seinen Wasserstoff an das Brom abgiebt, sobald nur die Temperatur hoch genug ist. Als er denselben Versuch mit der Abänderung wiederholte, dafs der Wasserdampf in Ueberschufs war, bekam er merkwürdigerweise einen gasigen, farblosen knoblauchartigen Körper, der in Wasser und Kalilösung unlöslich war und mit einer purpurrothen Flamme wie Cyan verbrannte (?). Untersucht hat Hr. B. diesen Körper noch nicht. (Compt. rend. T. XIII. p. 1154.)

VIII. Ueber die Bildung von Cyanverbindungen in den Producten des Mägdesprunger Hohofens; com Oberbergrathe Zinken zu Mägdesprung und Dr. C. Bromeis zu Cassel.

I. Vorkommen.

Nach der letzten Campagne des hiesigen Hohofens wurde

nir eine Quantität einer metallisches Blei und Salz haltigen Kohle gehracht, welche von den Rückständen in dem Gestelle des ausgeblasenen Hohofens, worin sich auch eine Eisensau befand, gesammelt war, da man wusste, dafs ich längst ähnliche Producte untersucht und die Resultate an mehreren Orten bekannt gemacht hatte. Schon in v. Strombeck's Uebersetzung von Breislak's Geologie (Bd. I p. 367, Braunschweig 1819) habe ich das Vorkommen von salzsaurem Kali in den Zorger und Rothehütter Hohöfen 1817 u. f. nachgewiesen, auch Fr. Koch (jetzt Bergrath zu Grünplan) hat in seinen Beiträgen zur Kenntnifs krystall. Hüttenproducte (Göttingen 1822) p. 83 das Vorkommen von salzsaurem Natron und Kali gleichfalls zu Rothehütte (1813) und Königshütte in den Hohöfen, an der Arbeitsseite des Ofens in der Höhe der Rast, hinter einer Schale Sandstein, erzählt. Leider sind von allen diesen Vorkommen keine quantitativen Analysen gemacht worden. Da nun nach meiner Meinung, diesen Vorkommen analog, die im Jahre 1840 vorgekommenen salzhaltigen Kohlen Chlor - Salze enthalten mussten, ich aber wünschte, nunmehr endlich eine gehörige quantitative Analyse zu veranlassen, Salz und Kohle aber durch Klauben nicht zu trennen war, so übergoss ich die Kohlen in grofsen Abrauchschalen mit destillirtem Wasser, um sie gehörig auszulaugen.

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