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chem unter drei Funken der Durchschlag zwei Mal von der positiven Seite gekommen war.

Da unter den gewöhnlichen Verhältnissen der elektrische Funke in der atmosphärischen Luft zwei Löcher bohrt, so ist klar, dafs beim letzten Versuch der in dem Cylinder befindliche Wasserdampf leitend gewirkt hatte, das Gas sich also verhalten hatte, wie eine leitende Flüssigkeit zu einer isolirenden.

Diese Versuche mit Gasarten sollen demnächst wiederholt und erweitert werden. Sie sind interessant, weil sie uns zeigen, wie mittelst dieses einfachen Verfahrens Etwas über die verschiedenen Leitungsvermögen derselben für die Elektricität ausgemittelt werden kann. Wir werden durch sie zu dem Ergebnifs geführt werden, dass die Isolationskraft der Gasarten nicht bei allen gleich stark, sondern verschieden ist.

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Ich erlaube mir schliesslich noch folgende Bemerkung zu machen, Wenn man die beiden Löcher vergleicht, welche die elektrischen Funken durch Stanniol schlagen, so sieht man deutlich, dass die Oeffnungen des positiven Funkens gröfser sind, als die des negativen. Um diese Beobachtung zu einem Versuch zu erheben, wurde folgendermafsen verfahren.

Eine Scheibenmaschine, deren Durchmesser 2' betrug und eine viel schwächere Wirkung hatte, als die, welche ich bisher angewendet, wurde hierzu gebraucht. Nachdem mehrere Versuche damit angestellt worden waren, fand ich, dafs ein Verstärkungsschlag, welcher einer Ladung von 10maliger Umdrehung entsprach, von der positiven Seite ein Loch durchbohrt, von der negativen hingegen nur eine Vertiefung bewirkt hatte. Leichter als mit Stanniol kann man diesen Punkt erreichen, wenn man statt desselben eine Platte Tabacksblei anwendet.

XIV. Das Funkeln der Sterne, eine subjective Gesichtserscheinung;

con Dr. Steifens and in Crefeld.

Das Funkeln oder Flimmern der Sterne ist ein so schö nes und auffallendes Phänomen, dafs man sich wundern mufs, wie dasselbe bei den sonst so eifrigen und erfolgreichen Forschungen in dem mannigfaltigen Gebiete ähnlicher oder verwandter Sinneserscheinungen bisher so wenig beachtet bleiben und man sich bei einer so wenig befriedigenden Erklärung begnügen konnte. So viel mir bekannt, hat man dasselbe bis jetzt als eine rein objective, auf besonderen Verhältnissen und Zuständen der Atmosphäre beruhende Erscheinung betrachtet, indem man annimmt, dafs sie durch Bewegungen in der Luft und dadurch entstehende Veränderungen in der Strahlenbrechung erzeugt werde, ähnlich derjenigen, wo wir über einer erhitzten Fläche die jenseits derselben gelegenen Gegenstände in einer zitternden Bewegung sehen, die von dem Aufsteigen der erhitzten Luft durch die kälteren Luftschichten hervorgebracht wird 1). Dass der Zustand der Atmosphäre auf die Erscheinung Einfluss hat, davon konnte man sich leicht überzeugen, da die Sterne bei reiner Luft, wie in heiteren Winternächten, stärker funkeln, als wo dieselbe unklar und weniger durchsichtig ist. Aber eben dieser Umstand, dafs sie in kalten Winternächten, wo der Unterschied der Wärme in den tieferen und höheren Luftschichten weniger grofs ist, so wie auf den höchsten Bergen, wo man dieselbe beobachtete, am deutlichsten und lebhaftesten ist, musste einer solchen Ansicht schon als ́nicht sehr günstig erschei1) S. Gehler's physikal. Wörterb. Bd. IV, Art. Funkeln der Sterne, von Brandes.

nen.

Denn dafs dort, bei heiterem Frostwetter, wie Brandes meint, das lebhafte Funkeln vielleicht zum Theil durch die alsdann oft in der Luft zahlreich herabfallenden höchst feinen Eisblättchen veranlasst werde, kann nichts zur Erklärung der Erscheinung im Allgemeinen beitragen. Besonders wäre bei solchen Annahmen nicht einzusehen, warum das Funkeln hauptsächlich nur bei den Fixsternen und nicht auch bei allen Planeten vorkomme. Brandes will dieses zwar dadurch erklären, dafs er sagt: die Fixsterne erscheinen uns unter einem so geringen Durchmesser, dafs wir sie fast als einem Punkte gleich erscheinend angeben können, und wenn diese auch nur um etwas Geringes, z. B. 5 Secunden, von ihrem Platze verrückt werden, so erscheint uns dieses als wirkliche Fortrückung; die Planeten dagegen, die 30 oder 40 Secunden scheinbaren Durchmesser haben, könnten uns allenfalls unter einem an der einen Seite vergrösserten Durchmesser erscheinen, wenn der von der einen Seite ausgehende Strahl mehr seitwärts gelenkt wird, und dieses werden wir nicht so leicht gewahr; «< allein es ist nicht einzusehen und offenbar nicht anzunehmen, dass, wenn einmal die Bewegung der Luft, des Mediums, wodurch uns die Sterne erscheinen, als die alleinige Ursache der flimmernden Bewegung ihres Lichtes angenommen wird, die Lichtstrahlen der Planeten und des Mondes diesem Einflusse nicht unterworfen seyn oder wir denselben nicht gewahr werden sollten, da wir doch auch in dem oben angeführten Beispiele an allen jenseits der verschieden erwärmten und fluctuirenden Luftschichten gelegenen Gegenständen, sowohl gröfseren als kleineren, die zitternde Bewegung wahrnehmen können. Dafs aber gewisse scheinbare Bewegungen der Sterne, denen alle gleichmässig unterworfen sind, durch Luftströmungen hervorgebracht werden, daran ist nicht zu zweifeln, wie denn auch Brandes die Beobachtung v. Humboldt's anführt, dafs in den heifsen Zonen zuweilen die Sterne nicht bloss

zittern, sondern hin und her zu fliegen scheinen. Diese Erscheinung ist aber nicht mit dem Funkeln der Sterne zu verwechseln; bei beiden ist der Grund offenbar ein ganz verschiedener.

Wenn nun demnach in solchen äufseren Verhältnissen keine genügende Erklärung des Funkelns der Sterne gefunden werden kann, sollte denn nicht die Erscheinung vielleicht eine blofs subjective, auf gewissen Bewegungen im Inneren des Sehorgans selbst beruhende seyn? Dafs das Sinnesorgan überhaupt nicht blofs eines passiven Eindrucks fähig ist, sondern unter gewissen Bedingungen seine specifischen Empfindungen in sich selbst erzeugen kann, haben namentlich in neuerer Zeit die so eifrig gemachten Forschungen im Gebiete des Nervenund Sinnenlebens zur Genüge dargethan. So nimmt das Sehorgan nicht nur die Dinge der Aufsenwelt, sondern auch seinen eigenen Zustand und Veränderungen, die in ihm vorgehen, wahr. Da aber seine ursprüngliche Bestimmung nur in der Beziehung zu jener zu liegen scheint, so ist es auch geneigt die Ursache gewisser Erscheinungen, die in ihm selbst entstehen, nach aufsen zu verlegen, besonders wenn Aehnliches auch in der Aussenwelt vorkommt. Unter vielen snbjectiven Gesichtserscheinungen möge hier nur diejenige angeführt werden, welche, wie ich glaube, bei dem Phänomene des Sternfunkelns eine wesentliche Rolle spielt.

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Wenn wir bei Tage gegen den hellen Himmelsraum sehen, so erblicken wir das ganze Gesichtsfeld in lebendigster Bewegung, worin wir bei einiger Aufmerksamkeit auf das Deutlichste die Blutcirculation in den Capillargefäfsen des Auges selbst erkennen, nämlich mehr oder weniger deutliche helle Pünktchen oder durchscheinende Körperchen von anscheinend verschiedener Gröfse, welche theils einzeln hin- und herfahrend, theils zu mehreren reihenweise strömend sich rasch durch einander bewegen. Die als hell leuchtende Pünktchen erscheinenden

sind die kleinsten. Je gröfser sie sind, desto mehr erscheinen sie im Lichte des Himmels mit mehr oder weniger deutlich schattirten Umrissen, wie die Blutkörperchen unter dem Mikroskope, je nachdem man den Focus des Objectivglases verändert. Die Verschiedenheit ihrer Beleuchtung oder vielmehr ihres durchscheinenden Lichtes, so wie ihrer Gröfse, scheint so auch nur auf ihrer näheren oder entfernteren Lage vor der Retina zu beruhen, indem diejenigen, welche als hell leuchtende Pünktchen erscheinen, dieses wahrscheinlich dadurch thun, dafs ihr Focus gerade auf die Retina fällt, während diefs bei den anderen weniger der Fall ist. An einigen Stellen lassen sich regelmäfsige und constante Strömungen von gröfseren Capillargefälschen wahrnehmen. Im Allgemeinen habe ich mich aber nicht von einer bestimmten Regel in den Bewegungen der einzeln hin- und herfahrenden Körperchen überzeugen können, obgleich es nicht unwahrscheinlich ist, dafs dieselben sich in gemessenen Schranken, d. h. in ihren besonderen Gefäfschen bewegen. Bemerkenswerth ist aber, dafs sich diese lebhaften Bewegungen in der Sehaxe selbst nicht mit Bestimmtheit wahrnehmen lassen, sondern erst in einiger, wenn gleich nur ganz geringer Entfernung davon, woraus hervorgeht, dafs sich hier in der Mitte der Retina an der Stelle des directen Sehens keine Blutgefäfse befinden, wofür auch die anatomische Untersuchung dieser Stelle, des sogenannten gelben Flecks, spricht. Uebrigens ist die Erscheinung dieselbe, ob man mit beiden Augen oder blofs mit einem experimentirt. Diese sichtbare Circulation des Bluts im Auge darf aber nicht mit einer anderen Erscheinung, dem sogenannten Mückensehen (mouches volantes) verwechselt werden, welche obgleich sie auch von im Auge selbst befindlichen Gesichtsobjecten herrührt, sich von jener doch sehr verschieden, zeigt ').

1) Von diesen Scotomen oder mouches volantes, worunter ich blofs

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