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zu 20 verhalte, nur eine Annäherung, die stillschweigends eine Proportionalität zwischen den Ablenkungen und Stromstärken voraussetzt. Sind a, b und b—a die Kräfte, die respective die Ablenkungen a, B, y hervorbringen, so kann, genau genommen, a : b nur dann a: a+y seyn, wenn auch a: b=a: B. Es erfordert also diese Methode, dafs der Unterschied von ß und a, so wie der Werth von y innerhalb der Gränzen von Kleinheit bleibe, zwischen denen diese Proportionalität noch annähernd gestattet ist.

Aus diesen Andeutungen wird zur Genüge erhellen, dafs eine tadelfreie Methode zur Bestimmung der Intensitätsskale der Galvanometer bisher noch nicht gegeben ward. Freilich könnte mán sagen, sie sey auch überflüssig, da selbst das beste Galvanometer immer nur ein mittelmäfsiges Mefswerkzeug abgiebt, und für genaue Untersuchungen gegenwärtig die Spiegel-Apparate und die Sinusbussole vorhanden sind. Allein die letzteren Instrumente sind sehr kostbar, nicht jeder Physiker kann über sie verfügen, und überdiess giebt es noch jetzt eine beträchtliche Zahl von Untersuchungen, bei denen eine Genauigkeit von einem halben bis ganzen Grad in den Ablenkungen der Magnetnadel zu allen Zwecken vollkommen ausreicht.

Daher glaube ich Manchem einen nicht unwillkommnen Dienst zu erweisen, wenn ich eine Methode zur Regulirung der Galvanometerskale beschreibe, die, wie mir scheint, allen Ansprüchen genügt. Sie ist bequem, sicher und allgemein anwendbar, hat auch schon darin einen wesentlichen Vorzug vor allen bisher bekannten, dafs sie zu ihrer Ausübung nur einen einzigen Strom von constanter Stärke verlangt 1).

1) Neuerdings ist vom Prof. Petrina in Linz eine Methode angegeben (S. v. Holger's Zeitschrift für Physik, Bd. 1 S. 171), die zwar auch diesen Vorzug besitzt und leicht auszuführen ist, dennoch aber nicht allgemein empfohlen werden kann, da sie nur eine Annäherung

Das Princip dieser Methode läfst sich in wenig Worten aussprechen. Sie beruht nämlich darauf, dafs man die Ablenkungen, welche die Drahtwindungen, im magnetischen Meridian liegend, bei verschiedener Stärke des durchgeleiteten Stroms, der Magnetnadel ertheilen, herleiten kann aus denjenigen, welche sie, von einem und demselben Strom durchflossen, aber unter verschiedene Winkel gegen den magnetischen Meridian gestellt, auf dieselbe Nadel ausüben.

Wie dieses möglich sey, mag folgende geometrische Betrachtung erläutern. Die Kraft, mit welcher der Erdmagnetismus eine aus dem Meridian abgelenkte Magnetnadel in diesen zurückzuführen strebt, ist bekanntlich gleich dem Producte dreier Factoren, der Intensität des Erdmagnetismus, der magnetischen Intensität der Nadel und des Sinus des Ablenkungswinkels. Man kann also diese Kraft vorstellen durch eine Curve MN (Fig. 4 Taf: II), welche die Bogen zu Abscissen, und die Sinus der Bogen oder die diesen Sinus proportionalen Producte zu Ordinaten hat.

Eine analoge, nur umgekehrt liegende, d. h. nach den Cosinus der Bogen fortschreitende Curve würde die

gewährt. Prof. P. legte nämlich auf den Schliessdraht einer galvanischen Kette von constanter Kraft die Enden des Drahtes seines Galvanometers, und nimmt dann an, die Stärke des durch dieses Instruinent gehenden Zweigstroms sey genau proportional den Abständen der beiden Punkte, wo sich Schliefsdraht und Galvanometerdraht berühren. Diefs ist indefs nicht der Fall. Bezeichnet man mit r den Widerstand des zwischen diesen Berührungspunkten liegenden Stücks vom Schliefsdraht, mit r' den übrigen Widerstand der Kette, und mit" den Widerstand des Galvanometerdrahts, so hat man für die Stärke des durch diesen Draht gehenden Zweigstroms, wenn überdiefs k die elektromotorische Kraft der Kette vorstellt, den Ausdruck: kr kr 'r'+rr"+r'r" 'r"+(r'+r'

oder

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woraus crhellt, dafs diese Stromstärke allenfalls nur so lange dem Widerstander annähernd proportional gesetzt werden kann, als derselbe sehr klein ist gegen r' und r".

Kraft vorstellen, mit welcher der elektrische Strom die Nadel aus dem Meridian zu entfernen sucht, falls nämlich dieser einen im magnetischen Meridian liegenden, geraden oder kreisrunden Draht durchläuft, dessen Abstand von der Nadel oder dessen Kreisdurchmesser gegen die Dimensionen dieser unendlich grofs wäre. Zugleich würde der Durchschnittspunkt dieser beiden Curven oder vielmehr die demselben zugehörige Abscisse, die Ablenkung der den beiden Kräften unterworfenen Magnetnadel ausdrücken.

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Bei den Galvanometern ist, wegen der verwickelten Gestalt des Drahts und seiner grofsen Nähe an der Nadel, die letztere Curve viel zusammengesetzter. Man kennt nicht ihren Lauf, aber man sieht wohl ein, dafs sie ungefähr wie aR in der Figur gestaltet seyn müsse. Es handelt sich nun zuvörderst darum, die Gestalt dieser Curve zu bestimmen, und zwar, da diefs theoretisch nicht wohl ausführbar ist, auf experimentellem Wege.

Diefs geschieht nun auf folgende Weise. Gesetzt aR sey die unbekannte Curve. Offenbar würde sich die Gestalt derselben ausmitteln lassen, wenn man sie längs der Abscissenaxe LR verschöbe, sowohl nach der linken als nach der rechten Seite, und man für jede Stellung die Coordinaten ihres Durchschnittspunkts mit der als gegeben zu betrachtenden Curve MN bestimmte. So hätte man für die Stellungen aR, a'r', die Durchschnittspunkte c, c', die Ordinaten cp, c'p' und die Abscissen Mp, Mp'; und um die Gestalt der Curve zu haben, würde man noch in allen Fällen, wo ihre Lage nicht mit der Normallage zusammenfällt, den Abscissen der Durchschnittspunkte das Stück w M hinzufügen oder abziehen müssen.

Diese einfache geometrische Betrachtung lässt sich nun leicht und genau verwirklichen, sobald die Drahtwindungen des Galvanometers in horizontaler Ebene drehbar sind. Gemeiniglich sind die Galvanometer schon

mit dieser Einrichtung versehen, und es ist dann nur noch nöthig neben den Windungen einen festsitzenden Zeiger anzubringen, mittelst dessen man den Betrag je der Drehung ablesen kann ').

Gesetzt nun man habe einen Galvanometer mit drehbaren Windungen und einem festen Zeiger. Dann stellt man das Instrument zuvörderst so auf, dafs der Zeiger und die Null-Linie der Theilung im Meridian liegen, die Drehaxe der Magnetnadel auch genau durch den Mittelpunkt der Theilung gehe. Hierauf leitet man einen Strom von zweckmäfsiger und constanter Kraft, am besten einen thermo-elektrischen, durch die Windungen, damit man eine stationäre Ablenkung der Nadel von 35° bis 40° bekomme.

Dieser erste Ablenkungswinkel stellt die Abscisse Mp vor, sein Sinus die zugehörige Ordinate pc. Nun dreht man die Windungen, z. B. nach der Linken und um einen Winkel w M. Es erfolgt dadurch eine Ablenkung Mp'; mithin hat man für den Punkt c' der Curve die Abscisse # M+Mp'=wp' und die Ordinate p'c' =sin Mp'. So fährt man fort bis wM=90°, also die Ablenkung =0°, und damit die Abscisse 90° und die Coordinate0 geworden ist. Auf gleiche Weise dreht man hierauf die Windungen nach der anderen Seite des Meridians, zeichnet die entsprechenden Ablenkungen auf,

1) Bei meinem Galvanometer dreht sich der Teller, welcher das Drahtgewinde trägt, in einem metallenen Centrum um eine metallene Axe, die durch ein Getriebe und eine Schraube ohne Ende in Bewegung gesetzt wird. Eine solche Vorrichtung ist nothwendig, damit man eine sanfte, nicht wackelnde Drehung hervorbringen könne. Genau genommen ist auch erforderlich: 1) dafs der Ständer, an welchem die Nadel hängt, auf dem Teller stehe, damit er sich mit dem Drahtgewinde drehe und somit die Torsion des Fadens eliminirt werde, und 2) dafs die Drahtenden, welche sich nicht drehen können, durch Zusammenflechten ausser Wirkung auf die Nadel gesetzt und durch die durchbohrte Drehaxe nach unten geführt werden, wie es bei der Sinusbussole geschieht.

und fährt so fort, bis der Winkel zwischen der Nadel und den Drahtwindungen auf Null herabgekommen ist. Damit schliefst die Beobachtung; der Sinus des Ablenkungswinkels, welches dieser letzten Lage der Windungen entspricht, stellt die Anfangs - Ordinate Ma der Curve vor.

Allgemein ausgedrückt wäre der Gang also folgendermafsen. Man giebt dem Drahtgewinde gegen den magnetischen Meridian einen Winkel m; dann macht die Nadel mit dem Gewinde einen Winkel n und mit dem magnetischen Meridian einen Winkel a=n+m oder n―m, je nachdem m auf gleicher oder entgegengesetzter Seite des magnetischen Meridians wie z liegt. Unterscheidet man nun die einzelnen Werthe von m und n durch Accente, oben oder unten, je nachdem sie dem ersten oder zweiten der genannten Fälle angehören, so gelangt man durch das eben beschriebene Verfahren zu folgenden Resultaten :

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Damit wäre denn die Gestalt der Curve, welche die Wirkung des Drahtgewindes auf die Magnetnadel ausdrückt, für einen Strom von gewisser Stärke vollständig bestimmt, und zwar mittelst der Coordinaten der magnetischen Curve MN, deren Scheitel-Ordinate NR willkührlich angenommen wurde.

Es kommt nun zuvörderst darauf an, die Gestalt der

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