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Bei der galvanometrischen Methode, die in diesem Aufsatze beschrieben wurde, macht dagegen die Nadel, nur während sie von den zu vergleichenden Strömen abgelenkt wird, gleiche Winkel mit den Drahtwindungen; vor und nach der Einwirkung dieser Ströme macht sie keinen oder einen anderen Winkel mit den Windungen. Daher ist erforderlich, dafs ihre Drehungsaxe, die Verlängerung des Aufhängefadens, durch den Mittelpunkt der Theilung gehe, damit die an der Nadel abgelesenen Winkel wirklich die sind, welche sie mit den Drahtwindungen oder dem magnetischen Meridian macht. Eine solche Coïncidenz der Drehungsaxe mit dem Mittelpunkt der Theilung ist aber, bei der Kleinheit, welche der Limbus für gewöhnlich bei den Galvanometern besitzt, sehr schwer in aller Strenge zu erreichen, und daher steht diese Messungsmethode der bei der Sinusbussole gebräuchlichen an Genauigkeit nach.

Man könnte daher meinen, da man doch einmal zu Drehungen seine Zuflucht nimmt, es sey besser das Galvanometer geradezu wie die Sinusbussole zu gebrauchen. Wäre das erstere Instrument nach gleichem Princip und in gleicher Vollkommenheit wie letzteres gearbeitet, so würde diefs Verfahren allerdings Vorzüge besitzen; allein die Galvanometer, auch die besten, bleiben immer nur mittelmässige Mefswerkzeuge, und der kleine Gewinn an Genauigkeit, den man vielleicht durch diefs Verfahren erreicht, leistet keinen Ersatz für die Umständlichkeit des Drehens der Windungen bei jeder Messung. Ueberdiess giebt es manche Untersuchung die keine gar grofse Genauigkeit in der Messung verlangt, es aber wünschenswerth macht, dafs man von Moment zu Moment den Gang der Stromstärke verfolgen könne. Und das eben lässt sich nicht bequemer und sicherer erreichen als durch eine, nach der beschriebenen Methode, im Voraus entworfene Intensitätsskale.

Zusatz. Im Vorstehenden wurde, der Anschaulich

keit halber, das Princip der neuen Methode durch eine geometrische Construction erläutert; kürzer lässt sich der Beweis freilich auf analytischem Wege geben, wie Folgendes zeigen wird. Es seyen, für eine und dieselbe Intensität 1 des Stroms, die successiven Winkel zwischen dem magnetischen Meridian und den Drahtwindungen...+m", +m', 0, -m,, -m,.. und die entsprechenden Winkel zwischen der Magnetnadel und den Drahtwindungen: ..n", n', n, n, n,.., so wird die Nadel bei den verschiedenen Werthen der ersten Winkel eine solche Stellung annehmen, dafs I, multiplicirt mit einer unbekannten Function f der letzten Winkel, gleich ist einer dem Erdmagnetismus proportionalen Gröfse M, multiplicirt mit dem Sinus der Summe zweier entsprechenden Winkel aus beiden Reihen. Man wird also haben: If(n") Msin (n"+m")

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Liegen dagegen die Drahtwindungen im magnetischen Meridian, und leiten sie successiv Ströme von der Intensität I", I, I, I, I.., welche die Ablenkungen n', n, n,, n.. hervorbringen, so hat man :

I"f(n")

M sin n"

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Durch Elimination der unbekannten Functionen erhält man aus diesen beiden Reihen von Gleichungen die den Ablenkungen n", n'... entsprechenden Werthe der Intensitäten I", I'..., bezogen auf die Normal - Intensität I.

X. Ueber den Ixolyt, ein Mineral aus dem Geschlecht der Erdharze; von W. Haidinger.

4.7

Bei einer neuerlichen Sendung von den Erdharz- Vor

kommen von Oberhart bei Gloggnitz, welche von Hrn. Rudolph, Ritter von Steiger am Stein für die Mineralien - Sammlung der K. K. Hofkammer im Münz- und Bergwesen anlangte, befanden sich mehrere Stücke von jenem hyacinthrothen Harze, dessen in meiner Beschrei bung des Hartits, in diesen Annalen, Bd. LIV S. 261, Erwähnung geschah.

Die naturhistorischen Eigenschaften lassen sich an diesen neuen Stücken so vollständig beobachten, als man sie nur in dieser Klasse von Körpern erwarten kann; ich stehe daher nicht an sie bekannt zu machen und auch den Körper selbst durch einen besonderen Namen zu bezeichnen, obwohl zu dem Begriffe einer wahren mineralogischen Species noch so manches sich wünschen liefse. Aber die Natur giebt uns die Körper in die Hand, wie sie nun einmal sind, und unser ist die Aufgabe, sie so zu beschreiben und zu charakterisiren, wie sie sich uns darstellen, und wie sie wieder erkannt werden können.

Der Ixolyt ist amorph; er zeigt keine Spur von kry. stallinischem Gefüge. Er erfüllt Längen- und Quersprünge in bituminösem Holze, manchmal den Hartit berührend, und doch scharf von demselben durch Farbe und Structur getrennt. Es ist merkwürdig, dafs mehrere von den grö fseren derben Massen, bei etwa einem halben Zoll Dicke hohle Räume einschliessen, wie man sie sich durch Gasblasen hervorgebracht vorstellen kann, die in einer zähen Flüssigkeit stecken.

Der Bruch ist vollkommen muschlig, verliert sich aber auch durch Zwischengrade in den erdigen, da wo

die Massen kleiner sind, welches selbst bis zu staubartigem Anflug in den dünnen Rissen des Holzes fortsetzt.

Fettglanz, auf dem vollkommen muschligen Bruche ziemlich hohe Grade. Farbe hyazinthroth, die pulvrigen Abänderungen, so wie das durch Zerreiben zwischen den Fingern erhaltene Pulver ochergelb und gelblichbraun. Die muschligen Splitter sind stark an den Kanten durchscheinend.

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Milde, lässt sich leicht zwischen den Fingern zu Staub zerdrücken, wobei sich ein sehr aromatischer Geruch entwickelt. Durch Aether ausgezogen und dann wieder trocken geworden, läfst er einen Geruch, ganz ähnlich dem von Benzoë, wahrnehmen, nach der Beobachtung vou Hrn. A. Löw e.

Härte 1,0. Ritzt den Talk nicht, wird auch nicht davon geritzt. Gewicht =1,008, etwas geringer als das des Hartits.

Wie ich in der früheren Mittheilung anführte, ist der Schmelzgrad des Ixolyts etwas höher als der des Hartits. Der letztere fliefst plötzlich klar bei 74° C., der Ixolyt erweicht bei 76°, ist aber noch bei 100° ganz zähe und fadenziehend. Von dieser Eigenschaft, bei der Auflösung (ów, ich löse auf) durch Wärme, zähe (iğós, Vogelleim) zu seyn, ist der Name gebildet.

Es ist gewifs höchst merkwürdig, dass zwei, in so mancher Beziehung so nahe stehende und doch unterschiedene Körper in so ganz ähnlichen Verhältnissen zusammen vorkommen. Doch lassen sich auch hier bei recht aufmerksamer Untersuchung einige Verschiedenheiten wahrnehmen.

Der Ixolyt erscheint vorzugsweise auf den Längenrissen des bituminösen Holzes, welche früher als die Querrisse gebildet seyn dürften, und zwar viele auf gewaltthätige Weise, wie wir diefs auch an frischem Holze wahrnehmen, das leicht spaltet, aber nicht glatt in die Quere bricht. Das letztere setzt ein bereits erfolgtes Absterben voraus.

Auf einigen Quersprüngen bemerkte ich Hartit, der auf dem, die bituminöse Holzmasse überziehenden Ixolyt auflag.

Die Unterlage des Hartits ist gewöhnlich ein sehr blafsbraunes Holz. An der Oberfläche sind die Stämme oft mehr gebräunt, selbst zum Theil die Rinde zu Faserkohle geworden, also angebrannt. Unter einer Rinde von dunklerer Farbe, die selbst längs und quer stark gesprungen ist, bekleidet manchmal ein dünner Anflug von Ixolyt fast den ganzen Stamm.

In dem Braunkohlenlager kommt auch Schwefelkies vor. Ich habe ihn in zweierlei Berührung mit Hartit gesehen. An einem Stücke ist es ein dünner Anflug, wie vergoldet, auf den breiteren, der Theilbarkeit entsprechenden Flächen des Hartits; an einem anderen schlossen kleine kugelförmige, concentrisch-fasrige Gestalten von Schwefelkies Hartitkrystalle ein.

Die drei Bildungen sind also augenscheinlich in dieser Aufeinanderfolge vor sich gegangen: 1) Ixolyt, 2) Hartit, 3) Schwefelkies. Bei dem letzteren haben wir viele analoge Fälle durch die fortschreitende Reduction in deprimirten Schichten, selbst bei der gewöhnlichen mittleren Temperatur unserer Breiten, wenigstens für den Anflug, so in dem Mineral- Torf von Franzensbad. Aber auch die kugligen Gestalten sind gewifs bei einer niedrigeren Temperatur als 74° C. gebildet, sonst würde der Hartit, den sie einschliefsen, geschmolzen seyn..

Augenscheinlich ist, dafs der Ixolyt einst geschmolzen oder flüssig war, durch die blasenförmigen Räume, die er einschliefst; doch lässt sich nicht gerade behaupten, dafs sein gegenwärtiger Schmelzgrad die Temperatur während seiner Bildung gewesen sey; denn auch die schon gebildeten harzartigen Ausscheidungen werden durch die fortschreitenden Reductionsprocesse verändert, wie diefs ja auch bei dem Bernstein angenommen werden mufs. Nur das dürfen wir auch hier mit Sicherheit annehmen, dafs die Temperatur während der Krystallisa

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