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ich zweckmässige Objecte wählte, erhielt ich auch dann noch deutliche, aber wie zu erwarten stand, Bilder, deren einzelne Theile verwaschen waren.

Wenn man die Bedingungen erwägt, unter welchen das Abbild der Körper durch ihr eigenthümliches Licht erhalten wird, so sieht man ein, dafs gravirte Oberflächen diesen Bedingungen am besten genügen werden, während erhaben geschnittene weniger leisten. Eine gravirte Platte von Achat, dergleichen von Holz, eiserne und messingene Stempel, die oft schön geformten Typen der Buchdrucker, haben mir daher auch sehr gute Dienste gethan. Bei den letzteren erweist eine passende Entfernung sich sogar oft vortheilhaft, indem sie die scharfen, eingeschittenen Linien in einen mehr gleichmässigen Schatten auf dem Bilde verwandelt. Schwarze Schrift auf weifsem Papier bildet sich wohl auch so weit ab, dafs man sie erkennen kann; doch habe ich sie nie besonders gut gesehen. Aehnlich verhält es sich mit Mosaiktafeln, deren einzelne Felder sich mit überraschender Feinheit darstellen, während ich die, blofs durch ihre Farbe unterschiedenen Figuren niemals deutlich wahrgenommen habe. Ich mache überhaupt darauf aufmerksam, dafs die Theile irgend eines Körpers, die sich, im erborgten Tageslicht deutlich für unser Auge markiren, darum in dem Bilde noch nicht hervorzutreten brauchen, welches ihre eigenthümlichen Strahlen entwerfen.

4) Endlich will ich hier noch eine Methode angeben, sich von der Einwirkung der sichtbaren Lichtstrahlen auf viele Substanzen zu überzeugen, eine Methode, die man auf alle würde anwenden können, wenn man nicht genöthigt wäre, das gewöhnliche Licht in grofser Intensität zu gebrauchen, wo dann die Wärme oft störend einwirkt. Ich richte eine kleine Camera obscura mit einer Linse von 15 Apertur auf die Sonne und setze eine Platte aus Spiegelglas hinein, das Bild der Sonne zu empfangen. Nachdem dieselbe hindurchgegangen, nehme

ich die Platte heraus und behauche sie; es zeigt sich dann das deutliche und scharfe Bild der Sonnenbahn. Denselben Versuch habe ich mit Platten von Silber, Gold, Kupfer, Neusilber, Eisen, Stahl, Messing, Zink, auch mit der ad 2 beschriebenen, aus vier Metallen bestehenden Platte angestellt, und mit demselben Erfolg. Statt der Wasserdämpfe kann man auch Dämpfe von Quecksilber, Jod u. s. w. anwenden.

Um dem Einwande zu begegnen, als wenn bei Versuchen dieser Art die Wärme den Erfolg bedinge, liefs ich das Bild der Sonne durch ein gelbes, lebhaft rothes und durch ein ziemlich helles violettes Glas gehen, und dann auf eine reine Silberplatte fallen. Als dieselbe nachher in die Dämpfe gebracht wurde, war an der Stelle, wo das gelbe Bild gewirkt hatte, die Sonnenbahn zu sehen, wiewohl nicht stark. Sehr gut erschien dieselbe da, wo das violette Bild gewirkt hatte, und von dem rothen Glase war keine Spur einer Wirkung zu sehen. Diefs voraussehend, hatte ich schon die Vorsicht gebraucht, das rothe Glas in der Axe der Linse, also in der günstigsten Lage anzubringen. Ein anderes Mal liefs ich das Bild der Sonne durch ein rothes und blaues Glas gehen, von denen jedes die Hälfte des Gesichtsfeldes einnahm. Der Erfolg war, dafs unter dem blauen Glase die Sonnenbahn deutlich erschien, unter dem rothen Glase aber. nicht wahrgenommen werden konnte. Wie man sieht stimmen diese Resultate genau mit dem überein, was man anderweitig über die Wirkung der verschiedenfarbigen Strahlen weifs; mit der Transmission für die Wärme stimmen sie dagegen nicht überein. Um diefs annähernd zu ermitteln, liefs ich hiefür, wie Poggendorff vorgeschlagen hat, eine kleine Säule aus Neusilber und Eisen anfertigen, die sehr empfindlich war, wiewohl es einige Zeit erforderte ehe die Nadel sich ajustirte, was mich bewog nur auf die Richtung der Ablenkung zu achten. In der Sonne operirend, zeigte sich von den an

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gewandten Gläsern das rothe gerade als dasjenige, welches die meiste Wärme durchliefs, und doch hatte dasselbe, wie angegeben, das Bild der Sonne nicht erscheinen lassen.

Königsberg, im Juli 1842.

VI. Beobachtungen über die Färbung der Netzhaut und der Krystall-Linse;

von Hrn. Melloni.

(Ein Schreiben an Hrn. Arago.

Compt. rend. T. XIV 823.)

p.

- In der letzten Februar-Sitzung habe ich in der K. Academie der Wissenschaften zu Neapel eine Abhandlung gelesen, in welcher es mir, glaube ich, gelungen ist, alle neuerlich entdeckten Thatsachen in Bezug auf Transmission, Diffusion und Absorption der wärmenden und chemisch wirkenden Strahlen in sehr hübscher Weise zu erklären. Die Arbeit, welche mehre andere Gegenstände umfasst, und die Einerleiheit der Agentien, aus denen die dreierlei Wirkungen der Sonnenstrahlen entspringen, beweist, hat mich allmälig zum Studium gewisser organischen Erscheinungen geführt, und diese ergaben eine unerwartete Bestätigung der Principien, welche ich in Betreff des Sehens glaubte annehmen zu müsIch werde Ihnen in Kurzem die Uebersetzung meiner Abhandlung übersenden, die gegenwärtig in Genf gedruckt wird; für jetzt erlaube ich mir nur, Sie von meinen physiologischen Untersuchungen über das Gesichtsorgan zu unterhalten.

sen.

Nach den in eben erwähnter Abhandlung entwickelten Grundsätzen geschähe das Sehen vermöge äusserst rascher Schwingungen, welche die Nerven-Molecule der Netzhaut unter dem Einfluss einer gewissen Reihe von

Aetherundulationen erführen. Diese Vibrationen, betrachtet in Bezug auf die verschiedenen, das Sonnenspéctrum zusammensetzenden Undulationen, würden nicht von der Quantität der Bewegung abhängen, sondern herrühren von der gröfseren oder geringeren Leichtigkeit, mit welcher die Theilchen der Netzhaut dieser oder jener Aetherschwingung folgen. Es wäre, akustisch gesprochen, eine Art Resonanz der Netzhaut, erregt durch den Accord oder die harmonische Relation, die zwischen der Spannung oder Elasticität seiner Moleculargruppen und der Periode der einfallenden Welle vorhanden ist.

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Die aufserhalb der beiden Gränzen des Spectrums. liegenden Undulationen könnten auf der Netzhaut keine Vibrationsbewegung erregen, und wären sonach unsichtbar, weil ihnen jede Art von Accord mit der Molecular-Elasticität dieser Membran des Auges abginge. Die zwischen Gelb und Orange liegenden, also, nach Fraunhofer, dem Maximum der Lichtstärke entsprechenden Undulationen würden dagegen die mit er. wähnter Elasticität der Netzhaut homogensten Vibra tionen liefern, und den Moleculen dieser Haut die ausgeprägteste Vibrationsbewegung mittheilen.

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Es versteht sich, dass nach dieser Theorie, wie nach jeder andern, die man zur Erklärung des Sehens und der optischen Phänomene im Allgemeinen erdacht hat, die Lichtmenge abhängt von der Intensität der Strahlung, die für uns, aus der Weite der molecularen Vibrationen entspringt; denn unter gleichen Umständen könnte z. B. der blaue Strahl des Sonnenspectrums, wegen seines schwachen Accords mit der Spannung der Netzhaut-Molecule, sehr wohl eine zehn Mal geringere Lichtmenge entwickeln als der gelbe Strahl; allein die leuchtende Wirkung beider Strahlen würde offenbar gleich werden, wenn die schwingenden Atome in der blauen Undulation einen zehn Mal gröfseren Raum durchliefen als die in der gelben Undulation.

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Die Verhältnisse zwischen den Intensitäten dieser verschiedenen Schwingungsbewegungen des Aethers würden, nach unserer Betrachtungsweise, geliefert werden durch die verschiedenen Temperaturen, welche ein wohl mit Kienrufs überzogener thermoskopischer Körper unter dem Einfluss der Strahlungen annimmt. Nun ist die Erwärmung des Thermoskops äusserst schwach an der violetten Gränze des Spectrums, und nimmt allmälig zu in dem Maafse als man in den weniger brechbaren Farben bis zum entgegengesetzten Ende, zum Roth, hinabgeht. Die beiden Elemente der Licht- Intensität gehen also zusammen in allen zwischen dem Violett und Gelb begriffenen prismatischen Zonen. In der That, weil beim Hingange vom Violett zum Gelb die Licht-Entwicklung wächst mit der Temperatur, d. h. mit der den verschiedenen Farbenzonen angehörigen Bewegungsgröfse, so könnte auch der Accord der Aether - Undulationen mit der Molecular-Elasticität der Netzhaut in gleichem Sinne wachsen; ich wage indefs nicht zu behaupten, dafs dem wirklich so sey, denn einer der diesen Farben des Spectrums angehörigen Elementar-Strahlen könnte wohl mit der Netzhaut dieselbe Consonanz haben, wie das ihm vorangehende mehr brechbare Element, und blofs vermöge einer gröfseren Bewegungsgröfse eine gröfsere Lichtmenge geben. Der aufgestellte Satz von dem mehr oder weniger vollständigen Accord zwischen den Aether - Undulationen und der Spannung der die Netzhaut zusammensetzenden Nerven-Molecule ist mithin nicht unumgänglich, um die stufenweise Entwicklung von Wärme und Licht im ganzen, vom Violett bis zum Gelb reichenden Theil des Spectrums zu begreifen. Allein dieser Satz scheint durchaus nothwendig zur Erklärung der Abnahme der Lichtstärke, die sich vom Anfang des Orange bis zum äussersten Roth bemerklich macht. Wie könnte man sonst begreifen, dass eine Zunahme der Strahlungs - Kraft eine Abnahme in der Lebhaftigkeit der Licht-Empfin

dung

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