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tigsten Weifsglühbitze ausgesetzt. Dieser Versuch gelang vortrefflich, die Porcellanflasche war, nachdem sie aus dem Feuer genommen und erkaltet war, nicht im mindesten verletzt. Als das Wasserglas abgeklopft war, konnte der Stöpsel mit Leichtigkeit herausgenommen, und der Inbalt der Flasche untersucht werden. Die Kreide war fest und hart geworden, und konnte nur in Stücken herausgebracht werden, der Kalkstein hatte aber seine Form behalten, er löste sich meistens leicht von der Kreide ab, die nur stellenweise an ihm haften blieb. Er sah im Bruch nun gräulich weifs aus, und erschien mit der Lupe betrachtet ganz feinkörnig; die körnigen Zusammensetzungsstücke blitzten bei hellem Lichte in den verschiedenen Richtungen; er war sichtlich in seiner mineralogischen Beschaffenheit verändert und körniger geworden. In chemischer Hinsicht hatte er sich aber fast gar nicht verändert. In Wasser gelegt zerfiel er nicht, in Chlorwasserstoffsäure zersetzte er sich sogleich unter lebhaftem Brausen, und eine von Dr. Finkener in dem Laboratorium meines Bruders angestellte Analyse gab:

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Da der reine kohlensaure Kalk 56,0 Proc. Kalk und 44,0 Kohlensäure enthält, so hatte hiernach der Kalkstein nur wenig von seiner Kohlensäure verloren. Die Kreide war schneeweifs geblieben, im Bruch erschien sie dicht und eine körnige Structur war eigentlich nicht zu sehen. Betrachtete man aber sehr kleine Splitter unter dem Mikroskop (bei 360maliger Vergröfserung), so waren sie an den Rändern durchsichtig, und zeigten nun eine körnige Structur ganz deutlich. Das Ansehen war durchaus verschieden von dem der frischen Kreide. In chemischer Hinsicht waren auch diese Stücke wenig verändert, sie waren in Wasser unlöslich, wurden von Chlorwasserstoffsäure sehr leicht

mit starker Gasentwicklung zersetzt und enthielten auch fast ihren vollständigen Kohlensäuregehalt; eine directe Bestimmung der Kohlensäure durch Hrn. Dr. Finkener gab 42,50 Proc., durch Glühen der Masse in freier Luft ergab sich ihre Menge zu 42,44 Proc. Man mufs daher annehmen, dafs auch die Kreide durch Glühen im verschlossenen Raume in Kalkspath umgeändert ist.

Da der Verschlufs in der Porcellanflasche sich so gut bewährt hatte, so wurden noch zwei neue Versuche auf dieselbe Weise angestellt, der eine in derselben Flasche, der zweite in einer neuen; in die eine wurde wiederum ein Stück von lithographischem Kalkstein und in die andere von Isländischem Doppelspath gethan und beide mit Kreide umgeben. Um wo möglich einen körnigeren Marmor zu erhalten, wurden nun die in den Thon eingeschlossenen Flaschen nicht eine halbe Stunde, sondern drei Stunden in dem heftigsten Feuer erhalten. Diefs hatte aber ganz den entgegengesetzten Erfolg. Der Kalkstein sowohl wie der Isländische Doppelspath waren nun schneeweifs geworden, die Stücke hatten wohl ihre Form behalten, waren aber in der Mitte der Flächen etwas eingesunken; der Bruch war eben, aber bei hellen Lampenlicht betrachtet, doch feinkörnig, die Härte hatte sich beträchtlich vermehrt. In Wasser gethan zerfielen Stücke davon nach einiger Zeit zu Pulver, und mit Salzsäure gekocht löste sich die Masse nur mit geringer Kohlensäureentwickelung auf. Hr. Dr. Finkener der auch diesen gebrannten Kalkstein auf meine Bitte analysirte, fand nun:

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Der Kalkstein hatte also eine grofse Veränderung erlitten, die Kohlensäure war fast gänzlich fortgegangen, und

Thonerde, Kieselsäure auch etwas Kali waren aufgenommen, offenbar aus dem Porcellan der Flasche, obgleich der Kalkstein doch nicht in unmittelbare Berührung mit dem Porcellan gekommen war. Die Porcellanflasche war also bei der grofsen Hitze und ihrer langen Dauer weich geworden und hatte die Gasarten entweichen lassen, eine Erfahrung, die die in dieser Hinsicht schon von Résal und Minary gemachten Beobachtungen ') bestätigt, worauf ich allerdings erst nach diesen Versuchen aufmerksam wurde.

Man sieht, dafs diese Versuche mit grofsen Schwierigkeiten verknüpft sind; es ist zu schwer, ein Material zu finden, das in grofser Hitze dem Drucke von sich entwikkelnden Gasarten gänzlich widerstehen kann, es geschieht immer nur bis zu einem gewissen Grade: über ihn hinaus darf man nicht gehen, weil sonst das Gefäfs undicht wird, und unter ihm nicht viel zurückbleiben, weil man sonst Gefahr läuft gar keine Wirkung auf den kohlensauren Kalk auszuüben. Es hängt daber gewissermassen nur vom Zufall ab, ob die Versuche glücken oder nicht. Dennoch ist dieses mehrere Male vollkommen gelungen, und diese Versuche sind hinreichend die von James Hall aus seinen Versuchen gezogenen Schlüsse zu bestätigen, dass sich der kohlensaure Kalk bei grofser Hitze und Druck in Kalkspath umändern lasse und Marmor bilde. Wenn bei unsern Versuchen der aus lithographischen Kalkstein und Kreide dargestellte Marmor noch feinkörniger als der kararische ist, so kommt der aus Aragonit dargestellte ihm ganz gleich und der Unterschied in dem Korn würde auch gewifs bei dem Kalkstein und der Kreide unter günstigen Umständen verschwinden. Ebenso scheint es nun auch wahrscheinlich zu seyn, dafs aller Marmor, der als Lager im Glimmerschiefer oder im Thonschiefer vorkommt oder sich in der Nachbarschaft des Granits oder des Basaltes findet, durch Hitze umgeänderter dichter Kalkstein oder Kreide ist. Der Marmor, der sich in der Nachbarschaft der die Kreide von 1) Vergl. Sur la porosité des tubes de porcelaine, Comptes rendus hebd. des séances de l'acad. des sc. 1862, t. 54, p. 682.

Belfast in Irland durchsetzenden Basaltgänge findet, sieht ganz ebenso aus, wie der noch grau gebliebene lithographische Kalkstein.

Da es somit erwiesen ist; dafs sich auch auf trocknem Wege Kalkspath bildet, so habe ich noch einige Versuche angestellt um zu sehen, ob er sich nicht auch schon auf dem früher von mir eingeschlagenem Wege darstellen liefse. Ich hatte damals nur das leichter schmelzbare Gemenge von Atom kohlensauren Natron und 1 Atom koblensaurem Kali genommen, ich wandte nun theils blofses kohlensaures Natron oder das noch schwerer schmelzbare kohlensaure Kali an, nahm gröfsere Mengen und liefs, nachdem ich etwas koblensauren Kalk oder Chlorcalcium zugesetzt hatte, und die Masse einige Zeit bei strenger Hitze in vollkommnen Flufs erhalten war, die Masse nur sehr langsam erkalten. Beim Auflösen der erkalteten Masse in kaltem Wasser sah ich unter dem Mikroskop aber auch nur kleine Kugeln von amorphem kohlensauren Kalk und keine Rhomboëder, die wohl bei längerem Stehen in der Flüssigkeit, durch Umänderung der kleinen Kugeln sich auch jetzt bildeten, aber nicht ursprünglich da waren. Es war mir aber nun nicht möglich durch Auflösung der geschmolzenen Masse in heifsem Wasser Aragonit zu bilden; auch hier zeigten sich sogleich beim Auflösen untersucht kleine Kugeln, die durch weitere Erhitzung sich sehr bald in Rhomboëder umänderten, und doch lieferte ein Gegenversuch, wo ich kohlensaures Kali- Natron nahm und die geschmolzene Masse sehr schnell erkaltete und in heifsem Wasser auflöste, sogleich kleine Prismen von Aragonit. Dieser Unterschied ist da, ob er nun darin zu suchen sey, dafs die kleinen Kugeln wirklich Rhomboëder waren, die nur unter dem Mikroskop nicht zu erkennen waren, oder der bei zu grofser Hitze ausgeschiedene amorphe kohlensaure Kalk sich bei der Auflösung in heifsem Wasser nicht mehr in Aragonit, sondern nur in Kalkspath umändert, mufs ich dahin gestellt seyn lassen.

V.

Ueber die Diathermansie trockner und feuchter
Luft; con G. Magnus.

Zu meinem Bedauern sehe ich mich genöthigt auf einen

Gegenstand zurück zu kommen, der nicht von hinreichender Bedeutung ist um eine wiederholte Behandlung zu rechtfertigen. Allein da die Methode, welche ich zur Bestimmung des Durchgangs der Wärme durch gasförmige Substanzen benutzt habe, angegriffen worden ist, da behauptet worden, dafs sie keine zuverlässigen Resultate liefern könne, so hielt ich es um so mehr für Pflicht, dieselbe nochmals zu prüfen, als Hr. Tyndall bei meiner Anwesenheit in London im vergangenen Herbst die Güte hatte, mir einige nach seiner Methode ausgeführte Versuche zu zeigen, welche mit den von mir angestellten im Widerspruch zu stehn schienen.

Bekanntlich findet eine Differenz zwischen den Resultaten, welche Hr. Tyndall für die Absorption der strahlenden Wärme erhalten hat und den von mir gefundenen statt. Zwar haben wir beide, unabhängig von einander, nach zwei ganz verschiedenen Methoden, für fast alle Gase Werthe gefunden, die so weit mit einander übereinstimmen, als man es bei Messungen der Art erwarten kann, für die Absorption der trocknen Luft, im Vergleich zu dem luftverdünnten Raume, ist dagegen von mir ein viel grösserer Werth erhalten worden, als von Hrn. Tyndall. Besonders aber weichen unsere Beobachtungen für die mit Wasserdampf bei gewöhlicher Temperatur gesättigte Luft von einander ab. Denn während ich einen sehr kleinen Unterschied in dem Vermögen die Wärme durchzulassen zwischen trockner und feuchter Luft beobachtet habe, findet Hr. Tyndall') die Absorption durch feuchte Luft so grofs, dass wenn die durch trockne Luft gleich Eins ge1) Phil. Transactions for 1862 p. 89.

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