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Rein verticale Erschütterungen sind aber für Galvanometer und ähnliche Apparate am wenigsten schädlich. Nur soll die Bedingung erfüllt sein, dass die Störungen in den Stützpunkten A', B' und C' gleichzeitig eintreffen, sonst würden Drehungsmomente um horizontale Axen auftreten und die Bewegungen des Instrumentes wären nicht rein vertical. In dem ungleichzeitigen Eintreffen der von ursprünglich gleichzeitigen verticalen Verrückungen herrührenden Wellen liegt vielleicht eine Hauptursache dafür, dass die Versuche, einen Apparat durch Unterstützung mittels Kautschuk, Filz oder Spiralfedern gegen das Rütteln zu schützen, in den meisten Fällen misslingen. Bei unserer Vorrichtung dagegen müssen die Impulse ziemlich genau gleichzeitig ankommen, weil die Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Longitudinalwellen in Saiten fast ausschliesslich von deren Material und nur in geringem Maasse von der Spannung abhängig ist, und weil überdies noch die Spannung der drei Drähte als gleich vorausgesetzt werden darf.

Was nun den praktischen Werth der vorstehenden Betrachtungen anbelangt, so kann ich nur auf einige vorläufige Beobachtungen hinweisen, weil ein starkes, der Beschreibung entsprechendes Stativ mit verstellbarem Schwerpunkt noch nicht fertig ist. Ich habe aber Versuche angestellt mit einem Radiomikrometerkreise von 20 mg, der innerhalb eines gut 2 kg schweren Apparates an einem 11/2 Mikron dicken, 5 cm langen Quarzfaden aufgehängt war. Wenn der Apparat auf einem steinernen Pfeiler stand, zeigte das System eine so grosse Beweglichkeit, dass ein von dem Spiegelchen auf eine 2 m entfernte Scala entworfenes Lichtbild fortwährend Schwingungen von 10-20 mm Amplitude ausführte. Stand das Instrument auf einem nicht vom Fussboden isolirten Tische, so reichten ein Paar Schritte aus, um das Lichtbild in Schwingungen von mehreren Decimetern zu versetzen. Sobald jedoch der Apparat an drei dünnen Stahldrähten von 1,5 m Länge aufgehängt und in solcher Weise an diesen befestigt war, dass der Schwerpunkt nach roher Schätzung in der Unterstützungsebene lag, so kam das Lichtbild innerhalb einer Minute ganz zur Ruhe und betrug die Unsicherheit der Einstellung gewiss keinen halben Millimeter mehr.

Bei diesem Versuche waren die Drähte aber an einem kleinen Balken befestigt, der auf zwei frei auf dem Fussboden stehenden Schränken aufgelegt war, sodass die Aufhängepunkte von den durch das Herumgehen verursachten Erschütterungen stark beeinflusst wurden. Dessen ungeachtet hatte kräftiges Stampfen auf den Boden nur ein Schwanken des Lichtbildchens über ein Paar Millimeter zur Folge. Die Dämpfer tauchten in Gläschen mit Oel.

Befestigte man an dem Apparat eine Masse von einem Kilogramm entweder über oder unter der Unterstützungsebene, so gerieth das Bildchen beim Stampfen in heftige Schwingungen mit einer Amplitude von 2-5 cm. Dagegen beeinflusste das Anbringen von zwei Kilogrammen in gleichen Entfernungen über und unter der Ebene A'B'C', wobei der Schwerpunkt an Ort und Stelle blieb, die Ruhe des Systems nicht merklich.

Es ist also sehr leicht, sogar mit groben Hülfsmitteln die nöthigen Bedingungen bis auf eine solche Höhe zu verwirklichen, dass eine ganz erhebliche Beruhigung eintritt, und wenn man sich einige Mühe gibt, den Schwerpunkt genau in die Mitte des Unterstützungsdreiecks einzustellen, wird im allgemeinen das Ziel erreicht sein.

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Indessen liessen einige Beobachtungen vermuthen, dass die Lage des Schwerpunktes noch ein wenig günstiger als gerade in der Unterstützungsebene gewählt werden könne, und zwar indem man ihn etwas höher bringt, falls nämlich wie das meistens zutrifft der Punkt, dem man vor allen anderen eine unveränderliche Stelle sichern möchte, oben in dem Instrumente liegt. Dieser Punkt in unserem Falle der Aufhängepunkt des feinen Quarzfadens macht ja, wenn der Schwerpunkt in der Unterstützungsebene liegt, dessen kleine übrig gebliebene Bewegungen vollständig mit. Befände sich aber der Schwerpunkt höher, irgendwo zwischen der Unterstützungsebene und dem bezeichneten Punkte, so könnte die der Schwerpunktsverschiebung entsprechende Bewegung des letzteren durch die jetzt hinzukommende Rotationsverrückung nahezu aufgehoben werden. Es versteht sich, dass diese Compensation höchstens nur für die rein erzwungenen Bewegungen eintreten könne; die Eigenschwingungen des Schwerpunktes und diejenigen um eine durch den Schwerpunkt

gehende horizontale Axe können sich in ihrer Wirkung, wegen der Verschiedenheit der Perioden, niemals aufheben.

Ob also diese kleine Abänderung wirklich eine Verbesserung darstellen würde, erfordert noch eine nähere experimentelle Untersuchung mittels einer Vorrichtung, welche ein ganz gleichmässiges und messbares Verschieben des Schwerpunktes gestattet.

Die Lieferung der beschriebenen Vorrichtung in jeder gewünschten Grösse hat die Firma P. J. Kipp & Zonen, J. W. Giltay, Opvolger, Delft, übernommen.

Amsterdam, Juni 1895.

13. Eine Isolationsvorrichtung

gegen Erschütterungen der Umgebung 1); von W. Einthoven.

Die mittels des Capillarelectrometers von Lippmann in meinem Laboratorium gemachten Untersuchungen wurden anfangs in hohem Maasse gehindert durch Erschütterungen der Umgebung. Später wurde versucht, das Werkzeug zu isoliren, indem es auf Quecksilber schwimmend gehalten wurde.

Lässt man eine mit Quecksilber gefüllte Schale, A, in einer grösseren auf einen gemauerten Pfeiler gesetzten und ebenfalls mit Quecksilber gefüllten Schale schwimmen, und setzt man neben diese letztere auf denselben Pfeiler eine dritte Schale, B, welche so viel wie möglich der Schale A gleich und gleichförmig und mit ebensoviel Quecksilber gefüllt ist, so ist es auffallend, dass das Runzeln der Quecksilberoberfläche in A sehr viel geringer ist als in B. Diese Erscheinung liess uns erwarten, dass jeder auf Quecksilber schwimmende Gegenstand von irgend welcher Form, in ziemlich hohem Maasse von den Erschütterungen der Umgebung isolirt sein würde. Weiter lag die Vermuthung auf der Hand, dass die Isolation um so vollkommener sein würde, je grösser die Masse des schwimmenden Gegenstandes wäre. In der Absicht, das Capillarelectrometer mit einem Stative und einem Mikroskope zusammen auf einer Fläche schwimmen zu lassen, liess ich die folgende, auf einigermaassen grosse Scala berechnete Vorrichtung anfertigen.

Ein quadratischer eiserner Rahmen schwimmt in einer mit Quecksilber gefüllten eisernen Rinne. Die Dimensionen des Rahmens sind: die Aussenseite gleich 60 cm, die Innenseite gleich 30 cm, die Dicke gleich 9 cm; das Gewicht ist 170 kg.

1) Die hier abgekürzte Abhandlung wird vollständig in „,Onderzoekingen, gedaan in het physiol. laborat. te Leiden" erscheinen.

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. 56.

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Die Dimensionen der Rinne sind so gewählt, dass der Rahmen in dieselbe hineinpasst und an allen Seiten noch 1 cm Raum übrig lässt. Die Wanddicke der Rinne beträgt 1 cm.

Die ganze Vorrichtung wird auf einen Pfeiler gesetzt, eine Quecksilberschale A auf den eisernen Rahmen und eine Quecksilberschale B neben die Rinne direct auf den Pfeiler. Das Resultat entsprach nicht unseren Erwartungen. Es zeigte sich deutlich, dass das Runzeln von A nicht geringer war als das von B.

Um die Ursache dieses Ergebnisses zu ergründen, wurde eine Reihe von Versuchen angestellt, wobei Gegenstände von jederlei Form und Grösse und von verschiedenem Material auf Quecksilber schwimmend erhalten wurden, während ausserdem die Bedingungen, unter welchen sie schwammen, so viel wie möglich variirt wurden. Um die Erschütterung der schwimmenden Gegenstände zu beurtheilen, wurde immer eine Quecksilberoberfläche angewendet, und das Runzeln derselben direct mit dem Auge geschätzt. Namentlich durch unmittelbare Vergleichung mit einer zweiten Quecksilberoberfläche ist diese Schätzung ziemlich gut ausführbar, während die Methode an Geschwindigkeit und Leichtigkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Das Quecksilber befindet sich in geschliffenen gläsernen Schalen, wie sie oft bei histologischen Arbeiten gebraucht werden; die Quecksilberoberflächen sind rund und haben einen Durchmesser von ungefähr 5,5 cm.

Die Versuche zeigten, dass die Intensität der Erschütterungen eines auf Quecksilber schwimmenden Gegenstandes weder bedingt wird durch die Masse des Gegenstandes; noch durch die Stabilität, worunter wir das Moment verstehen, wodurch ein schwimmender Körper, der in eine bestimmte, sehr kleine Neigung gebracht ist, zum Gleichgewichtsstand zurückgeführt wird; noch durch die Grösse der das Quecksilber berührenden Oberfläche; noch durch den Abstand vom Gegenstand zum Rand der Schale, worin er schwimmt; noch durch die Dicke der Quecksilberschicht, worauf er schwimmt; noch endlich durch die Form und Länge seines die Quecksilberoberfläche berührenden Randes. Dagegen haben die Form und das specifische Gewicht homogener, auf Quecksilber

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