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felsäure oder Kalilauge das Glas von diesem oft mit gro fser Kraft daran haftenden Firniss oder unfühlbaren Staub befreit, können Wasser und Alkohol auf eine beträchtlich höhere Temperatur gebracht werden als man bisher geglaubt hat, ohne dafs das Thermometer jenen standfesten Punkt erreicht, der das Sieden charakterisirt. Endlich füge ich noch hinzu, dass der obige Versuch eben so gut gelingt, wenn man den Ballon mit Wasser, statt durch eine Weingeistlampe, in einem Oelbade bis zu einer dem Siedpunkt nahe kommenden Temperatur erhitzt.

XV. Bemerkung zu einer Stelle im Aufsatz von W. H. Miller über die Axen optischer Elasticität in hemi-prismatischen Krystallen.

Hr. Dr. Ewald bieselbst hat mich darauf aufmerksam

gemacht, dafs der in diesem Aufsatz bei Gelegenheit des Augits (Annal. Bd. LV S. 629) erwähnte Irrthum, hinsichtlich der Einfachheit der Krystalle dieses Minerals, zuerst von ihm durch am Diopsid gemachte und in seiner 1837 gedruckten Dissertation veröffentlichte Beobachtungen, die auch später auszugsweise in das Handbuch der Optik von Radicke« (Bd. 1, 1839, S. 383) übergegangen sind, berichtigt worden ist.

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Zur näheren Erläuterung dieses Gegenstandes mag Folgendes dienen. Man war früher der Meinung, dass der Diopsid, obgleich dem 2- und - 1 - gliedrigen Krystallsystem angehörig, sich dennoch hinsichts der Fárben der beiden Ringsysteme, welche er im polarisirten Lichte zeigt, nicht analog den anderen. 2-und-1-gliedrigen Krystallen, z. B. dem Gyps, verhalte, sondern analog den 2-und-2-gliedrigen Krystallen, wozu der Arragonit, der Salpeter u. s. w. gehören 1). Dr. Ewald 1) Siehe Poggendorff's Annal. Bd. XXXV S. 380 und Bd. XXXVII S. 374.

fand, dafs diese Meinung nur daher entstanden war, dass alle Diopside aus dem Zillerthale, wohl die einzigen, die man zu optischen Versuchen angewandt hatte, Zwillingskrystalle sind, in welchen die beiden Individuen die Abstumpfungsfläche der scharfen Seitenkante der Säule mit einander gemein haben, während, in Beziehung auf diese Fläche in beiden Individuen alles symmetrisch liegt, und dafs, indem man aus einem solchen Zwillingskrystall Platten senkrecht auf die Axe herausschneiden liefs, man in diesen nicht die beiden Ringsysteme Eines Individuums betrachtete, sondern zwei Ringsysteme zweier verschie dener Individuen, deren symmetrische Stellung gegen einander Symmetrie in den Farbenerscheinungen hervorbringen musste, so wie man die beiden anderen Ringsysteme beider Individuen ebenfalls mit symmetrischen Farben sieht, wenn man eine Platte beobachtet, deren Ebenen parallel der in ihr enthaltenen Zwillingsgränze sind. Hr, Dr. E. fand nun ferner, dafs, wenn man die beiden Individuen trennt und aus einem derselben eine Platte schleift, in der man beide, diesem Einen Individuum angehörigen Ringsysteme unter gleichem Winkel gegen die Normale der Platte; d. i. unter gleichem Winkel, gegen die Mittellinie der beiden optischen Axen sieht, diese beiden Ringsysteme in der That, in Beziehung auf ihre Farben sich nicht mehr symmetrisch verhalten, sondern unsymmetrisch, wie beim 'Gyps, und dafs also die Erscheinungen am Diopsid einem allgemeinen Gesetz, dafs Mangel an Symmetrie in der Krystallform, wie er sich in der Endigung der 2-und-1-gliedrigen Krystalle findet, auch Mangel an Symmetrie in den Farben der beiden Ringsysteme nach sich ziehen müsse, nicht mehr entgegenstehen.

P.

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XVI. Berichtigende Zusätze zur Abhandlung des Hrn. Prof. Naumann.

[Diese Berichtigungen wurden mir von dem geehrten Hrn. Verfasser übersandt, um sie gehörigen Orts in der Abhandlung anzubringen; leider liefen sie aber zu spät ein, als dafs diefs noch vor dem Druck hätte geschehen können. Ich erlaube mir daher, sie nachträglich zu geben. P.]

In der Ueberschrift S. 1 lese man Blattstellung vieler Pflanzen statt Blattstellung im Pflanzenreich; ferner S. 2 Z. 23 schalte man ein nach dem Worte „Entdeckungen" die Worte,,Schimper's und“ Endlich ist auf S. 28 der dritte Absatz folgendermafsen zu lesen:

„Der einfache Quincunx ist es, welcher vielen wirteligen Blattstellungen zu Grunde liegt. So entsprechen die paarweise gegenüberstehenden Blätter mit alternirenden Paaren (die alternirenden zweigliedrigen Wirtel) einem in zwei Cyclen ausgebildeten binären Quincunx, während die Stellung der Scheidenzähne und Zweige der Equiseten einen vielfach wiederholten binären Quincunx repräsentirt. Andere Blattwirtel entsprechen anderen Varietäten des einfachen Quincunx, welche in zweioder mehrfach wiederholten Cyclen zur Ausbildung gelangt sind. Aber auch der zusammengesetzte Quincunx muss wirtelige Blattstellungen liefern, sobald er in wiederholten Cyclen um den Stamm herum ausgebildet ist. So können z. B. an Pinus picea und Pinus sylvestris zweigliedrige Wirtel dadurch entstehen, dass das Gesetz zwei Mal um den Stamm herum erfüllt ist. Bedeutet r die Repetitionszahl des Cyclus, so

kann man jede wirtelige Blattstellung im Allgemeinen durch ()

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drücken; ist n=0, so entstehen Wirtel mit unmittelbar über einander stehenden Blättern, wie bei Galium und anderen Pflanzen."

1842.

ANNALEN

No. 6.

DER PHYSIK UND CHEMIE.

BAND LVI.

I.

Ueber den Procefs des Sehens und die Wir-
kung des Lichts auf alle Körper;
von Ludwig Moser.

In unserer Zeit, wo mannichfache Untersuchungen über

die Wirkungen des Lichts auf die Oberflächen gewisser Substanzen angestellt werden - Wirkungen, welche man chemische nennt, und schwerlich lange noch so nennen wird dürfte die Frage zur Sprache kommen: ist es vielleicht eine ähnliche Wirkung, welche die Retina vom Licht erleidet? Ist der optische Nerv der Leiter für die Schwingungen des Lichts, oder leitet er das Gefühl seiner materiellen Wirkungen zum Centralorgan? Ich glaube, es lassen sich viele Erscheinungen beim Sehen nicht wohl mit der ersteren Vorstellung vereinigen, und sie werden leicht verständlich, wenn man materielle Wirkungen zugesteht. Um nur eines vorläufig anzuführen, mache ich auf den Einfluss aufmerksam, den die Zeit bei dem Procefs des Sehens spielt, in der Art, dafs die äusseren Objecte nicht instantan wahrgenommen werden, dafs die Farbe derselben von der Zeitdauer der Betrachtung abhängt, dass endlich die gesehenen Objecte nicht mit diesen verschwinden, sondern eine mehr oder weniger lange Zeit im Auge noch vorhanden sind. Ich werde in dem Folgenden versuchen, die Analogie der Wirkung des Lichts auf die Retina mit der auf andere Substanzen, die man jetzt zu studiren anfängt, so weit als möglich zu .verfolgen, ohne dabei auch nur einen Schritt weiter zu gehen, als den meine vielfältigen Untersuchungen zu machen berechtigen. Denn ich verhehle es mir nicht, dass Poggendorff's Annal. Bd. LVI.

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man dem Gegenstande, den ich zur Sprache bringe, von vorn herein nicht sehr geneigt seyn dürfte, dafs ein starkes Vorurtheil der Behauptung sich widersetzen möchte, dafs das Licht auf der Retina materielle Veränderungen hervorbringe, und wären sie auch so unbedeutend, als ich zu zeigen hoffe, dafs sie wirklich sind. Diese Lage der Sache gebietet die möglichste Vorsicht; allein sie kann mich nicht bestimmen eine Ansicht zurückzuhalten, die mir nach reiflicher Ueberlegung wohl begründet zu seyn scheint.

Zunächst mögen folgende drei Sätze bewiesen werden: 1) die violetten und blauen Strahlen des Lichts sind nicht ausschliefslich die chemisch wirkenden, oder wenn man leuchtende und chemische Strahlen im Licht unterscheiden will, so sind in den am meisten brechbaren Strahlen des Spectrums die chemischen Strahlen nicht ausschliesslich enthalten; 2) es ist nicht nothwendig, und in den am besten beobachteten Erscheinungen sogar bestimmt nicht der Fall, dafs das Licht eine materielle Trennung von chemisch verbundenen Substanzen bewirke. Die Wirkungen des Lichts sind vielmehr der Art, dafs sie sich, wie ich zeigen werde, auf völlig andere Weise nachahmen lassen, wobei dann der Begriff einer chemischen Zersetzung gänzlich ausgeschlossen wird; 3) auch die anhaltendste Wirkung des Lichts scheint nur die äufserste Oberfläche der Substanzen zu afficiren, und selbst die für gewöhnlich so äusserst dünne Jodsilberschicht keinesweges zu durchdringen.

Es ist klar, dafs wenn diese drei Behauptungen bewiesen worden, die stärksten Einwendungen gegen die neue Ansicht beseitigt seyn würden. Während nämlich auf das Auge alle Farben einwirken, so glaubt man gewöhnlich, dafs auf die übrigen, für das Licht empfänglichen Stoffe nur bestimmte einzelne Farben, und zwar hauptsächlich das Violett und Blau, von Einflufs seyen. Ich werde diesen Einwand nicht durch die Bemerkung

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