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7) Der in der leitenden Hülle erregte elektrische Strom scheint auf die von dem verschwindenden Magnetismus des Drahtbündels in Bewegung gesetzte Elektricitätsmenge keinen Einfluss zu haben, diese Bewegung selbst aber zu verzögern. Dadurch erklärt sich, dafs der von einem Drahtbündel inducirte Strom bei galvanischer Gleichheit einen von massivem Eisen erregten in seiner physiologischen Wirkung übertrifft.

8) Classificirt man daher die Ströme nach diesem Verhältnifs der galvanometrischen und physiologischen Wirkung, so würden sie folgende Reihe bilden : Strom der sich entladenden Leydner Flasche;

Strom, inducirt durch ein clektro-magnetisirtes isolirtes Drahtbündel;

Strom, inducirt durch elektromagnetisirtes massives Eisen; Strom der Saxton'schen Maschine;

Strom der geschlossenen Hydrokette und Thermokette.

VI. Versuche zur Beantwortung der Frage, ob der Funke, welcher bei Unterbrechung eines, einen elektrischen Strom leitenden Drahtes wahrgenommen wird, im Moment der Unterbrechung erscheint oder eine messbare Zeit nach dieser Unterbrechung;

von H. W. Dove.

Bei der Saxton'schen Maschine wird der Strom un

terbrochen, wenn die schleifende Feder von Metall auf Holz gelangt. Diefs findet statt bei einer bestimmten Stellung des Ankers. Erscheint der Funke im Moment der Unterbrechung, so mufs der Anker diese Stellung haben, erscheint er später, so mufs seine Stellung einem späteren Stadium der Rotation entsprechen. Der Unter

schied beider Stellungen wird desto gröfser werden, je schneller die Rotation. Nun scheint aber der Anker, wenn die Maschine im Finstern langsam oder schnell gedreht wird, von dem entstehenden Funken beleuchtet, vollkommen in jener ersten Stellung still zu stehen, selbst wenn man ein mit einem Fadenkreuz versehenes Fernrohr auf eine Marke des Ankers einstellt. És vergeht also keine durch diese Mittel (obgleich sie geringere Gröfsen äls Too Secunde messen lassen) messbare Zeit zwischen Unterbrechung der Leitung und Entstehung des Funkens.

VII. Die Gesetze der Hemiëdrie;
con M. L. Frankenheim 1).

In vielen Krystallreihen unterscheiden sich Flächen und

Linien, deren relative Lage übereinstimmt, durch die Häufigkeit des Vorkommens, ihre Ausdehnung, ihr Ansehen, die Reflexion und Brechung des Lichts, oft auch durch eine, bei Temperaturveränderungen sich entwickelnde, Elektricität. Man hat diese Erscheinung, die sich bei einigen der am häufigsten vorkommenden Krystallreihen findet, schon früh beobachtet, und weil es stets die Hälfte oder ein Viertheil von den der Symmetrie nach einan

1) Aus meinem System der Krystalle, in dem jetzt erscheinenden 19. Bande der Acta Acad. Nat. Cur. Pars II p. 469–660. Diese Schrift enthält eine systematische Anordnung und Charakteristik sämmtlicher bis jetzt beobachteter Krystalle, und in den Anmerkungen zu den einzelnen Ordnungen theils eine Rechtfertigung der von mir angenommenen Charakteristik, theils theoretische Untersuchungen, welche sich auf die Krystalle der Ordnung beziehen. Den Schlufs der Abhandlung machen einige Betrachtungen über Mischungsgewichte, Isomorphic, Isomerie und Hemiëdrie. Was nun am Schlusse der Abhandlung und in den Einleitungen zu den einzelnen Klassen über Hemiëdrie mitgetheilt ist, habe ich hier zusammengestellt.

der gleichen Flächen ist, die sich von den übrigen unterscheiden, sie Hemiëdrie und Tetartoëdrie genannt. Aber so ausführlich unsere Krystallographen in der Beschreibung der einzelnen Krystallformen sind, so ist es doch, mit Ausnahme einer einzigen jetzt nicht mehr genügenden Arbeit '), niemals versucht, diesen für die Charakteristik der Krystalle unentbehrlichen Gegenstand wissenschaftlich zu behandeln. Zwischen den Beschreibungen der Krystalle und den Figuren, welche in der Krystallographie niemals ein treues Abbild der Beobachtung selbst sind, sondern nur von der Ansicht, die man sich von dem Krystalle gemacht hat, finden sich oft die gröfsten Widersprüche; und Hypothesen werden aufgestellt, die mit einer festen Vorstellung von der Hemiëdrie unvereinbar sind. Ich glaube daher eine Lücke in der Wissenschaft auszufüllen, wenn ich es versuche, die Gesetze der Hemiëdrie in ihrem Zusammenhange und ihrer Nothwendigkeit darzustellen.

Die Krystallographie beruht auch auf einem Ge setze, dem der Rationalität. Wenn man drei nicht in einer Ebene liegende Normalen zu Axen nimmt, so ist die Gleichung jeder Normale in der Krystallreihe:

:

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wenn A B C für alle Normalen einer Krystallreihe dasselbe Verhältnifs haben, a b c rationale Zahlen sind Die Winkel zwischen den Axen yza, zx=ẞ, xy= können jede beliebige Gröfse haben; bei einer schickli chen Wahl der Axen und des Verhältnisses A: B : erlangen jedoch die Coëfficienten a b c selten einen an dern Werth als 0, 1, 2, F3, F4. Von diese

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1) Isis von Oken, 1826, 5. und 6. Heft. Ich schrieb diese Abhan lung zu einer Zeit, als man noch, mit Ausnahme des hexagonal Systems, blofs rechtwinkliche Axen annahm.

einfachen Gesetze sind alle Sätze, die man zur allgemeinen Krystallographie rechnen kann, z. B. die Unmöglichkeit von regulär fünfseitigen Figuren, die Existenz der bekannten sechs Klassen und der verschiedenen Formen, die aus gleichartigen Flächen bestehen, eine nothwendige Folge.

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a A

bB

Die Normale, deren Gleichung C

ist, wird durch abc vollständig bezeichnet. Ist ein Coëfficient z. B. b negativ, so schreibt man ab'c.

Die voll

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Wenn einer der Coëfficienten aus zwei Ziffern

3 C besteht, so kann man, wo ein Mifsgriff zu befürchten ist, sie durch Punkte von einander trennen. Dieses ist aber wahrscheinlich niemals nöthig; denn die hin und wieder angegebenen Flächen, welche für a, b und c auf Werthe führen, welche in ganze Zahlen aufgelöst > sind, können wohl nur entweder von einer unzweckmäfsigen Wahl der Grundform oder von einem Beobachtungsfehler herrühren. Wenigstens habe ich sie niemals mit Sicherheit beobachtet; wohl aber sehr häufig sieht man dagegen Krystallgruppen, deren Flächen unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstofsen, und die leicht für einfache Individuen gehalten werden können, wenn man sie nicht nach ihren Durchgängen oder unter dem Mikroskope untersuchen kann. Ueberhaupt ist ein Tröpfthen, in dem sich mikroskopische Krystalle bilden, ein weit besseres Mittel die meisten Gesetze der Krystalliation kennen zu lernen, als die zollgrofsen Krystalle.

Jeder vollständige Krystall ist von vier oder mehr lächen begränzt, von denen natürlich diejenigen, welbe in ihren Eigenschaften einander gleich sind, auch in er Regel dasselbe Ansehen haben, und wenn ihnen, B der Krystall sich bildete, auch das Material in glei

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cher Menge zugeführt wurde, auch eine gleiche Ausdehnung und eine gleiche Gestalt besitzen. Sonst übt keine Fläche irgend einen Einfluss auf eine andere aus. Man wählt nun die Axen stets so, dafs sich die Aehnlichkeit zweier Flächen auch in ihrer Bezeichnung ausspricht. Dieses kann zuweilen auf mehrfache Weise geschehen, und es ist dann am bequemsten von den Winkeln a, ß, y zwischen den Axen wo möglich zwei oder drei =90° zu nehmen.

Unter den Flächen, deren Lage zur gesammten Krystallreihe übereinstimmt, findet nun bald auch eine physische Gleichheit statt, bald unterscheidet sich eine Hälfte oder ein Viertheil physisch von den übrigen Flächen. Die Unterabtheilungen, die dadurch entstehen, will ich Familien nennen. In jeder Klasse sind mehrere Familien vorhanden. Um diese vollständig aufstellen zu können, gehe ich von folgenden Grundsätzen aus:

1) Jede Familie behält das Princip der Klasse bei, zu der sie gehört.

2) In einer Krystallreihe findet für alle Flächen in der Art ihrer Holoëdrie oder Hemiëdrie dasselbe Gesetz statt.

Diese beiden Sätze wird wohl Niemand bestreiten; aber alles, was folgt, ist nur ein nothwendiges Resultat derselben, obgleich man zuweilen ihm widersprechende Hemiëdrien gefunden zu haben glaubte.

I. Die triklinische Klasse.

1) Die Holoëdrie, abc a'b'c' von gleichem Werthe. 2) Die Hemiëdrie. abc a'b'c' von ungleichem Werthe. Parallele Flächen ungleich.

Von den Krystallen dieser Klasse sind nur wenige so genau untersucht, dafs man über die Familie mit Sicherheit entscheiden könnte. Bekannt ist die Hemiëdrie

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