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richtig sind. Der ungeübte Flötist spielt seine hohen Töne auch zu tief, trotzdem die Töne richtig im Instrument enthalten sind.

Nach der Methode mit abgewogenem Winddruck müssen die Tonhöhen unter allen Umständen richtig sein und sind es auch. Wenn das Verhältniss 1:2 die Octave nicht mehr geben soll, dann ist auch 2.2 nicht mehr = 4.

Betrachtet man die Maasse meiner Pfeifchen, so findet man für 10 000 Schwingungen eine Körperlänge von 6,4 mm. Das Pfeifchen für 50 000 Schwingungen ist angegeben mit 1,28 mm. Die Abhandlung sucht zu beweisen, dass mein Pfeifchen mit 50 000 notirt nur 10 000 mache, also eine Differenz von 40 000 ergebe. Diese Behauptung kann doch gewiss nicht angenommen sein.

Zum ersten ist bei mir ein Differiren von 40000 Schwingungen vollständig ausgeschlossen, ich höre mindestens so gut wie der beste Beobachter, und dann darf man sich wohl die Frage vorhalten: Wie ist aus diesem winzigen Tonkörperchen von 1,28 mm Länge ein Ton hervorzubringen, der nur 10000 Schwingungen machen soll?

Der Tonkörper für 10 000 Schwingungen ist um das Fünffache (6,4) länger als der für 50 000 Schwingungen (1,28).

Ebenso wie die hohen Stimmgabeln kann auch die höchste Höhe der Pfeifchen nur auf eine grössere Entfernung von der Schallquelle mit Sicherheit beobachtet werden. Denn auch die Pfeife führt störende Geräusche mit sich, wozu ganz besonders das Streichen des verdichtenden Windes durch die Kernspalte gehört, das einen selbständigen und viel summenden Ton bildet, und leicht für den Grundton der Pfeife gehalten werden kann. Durch das Auftreten dieses Brummtones kann auch mit Combinationstönen absolut nicht gearbeitet werden. Und somit wird das Beobachten ausserordentlich erschwert und kann sehr leicht zu irrigen Ergebnissen führen. Deshalb stelle ich die Behauptung auf, dass sich die Richtigkeit der Schwingungszahlen für sehr hohe Töne, durch Pfeifchen dargestellt, nur allein aus den Dimensionen der Tonkörper mit annähernder Sicherheit bestimmen lassen und dass zur Erreichung eines günstigen Resultates ganz besonders der Winddruck nach Maassgabe der Vorschrift in Betracht gezogen werden muss.

Die Intensität des Tones meiner hohen Pfeifchen ist so bedeutend, dass man die Pfeifen durch zwei Zimmer bei geschlossenen Thüren deutlich auf ihre Riesenhöhe beobachten kann.

Es gelingt mir ja vielleicht nicht, meine Behauptung für die richtige Angabe meiner Schwingungszahlen hier durch Wort und Zahlen zu vertheidigen; dann stehe ich immer bereitwilligst zur Disposition, wenn es gilt, den Beweis dadurch zu liefern, dass ich mich selber zum Prüfungsobject herbeilasse. Ich überzeuge jeden mich Beehrenden vollkommen, dass ich jede beliebige Tonhöhe auf ihren musikalischen Ton bestimme, aber nicht ob in der 6., 7. oder 8. gestrichenen Octave gelegen, da die Tonlage erst nach Bestimmung des Tones nach der Länge des Pfeifenkörpers ermittelt werden muss.

Man übergiebt mir ein Pfeifchen, dessen Tonhöhe mir unbekannt ist, etwa e'. Mit Bestimmtheit finde ich, durch Unterstützung eines Claviers, den Ton e auf. Es ist mir jedoch nicht möglich zu bestimmen, ob der Ton e in der 7. oder 8. gestrichenen Tonlage liegt; ich messe den Tonkörper und da giebt mir die Länge von 3,2 mm sicher an, dass der Ton ein e ist; zeigt das Maass 1,6 mm Länge, so ist es es. Selbstverständlich resultirt hieraus auch die Schwingungszahl.

Dass der Ton e' mit 3,2 mm Körperlänge nicht dieselbe Tonhöhe wie es mit 6,4 mm oder es mit 1,6 mm angiebt, wird wohl Niemand behaupten wollen, aber den Ton e geben sie alle an.

Durch dieses Experiment kann ich die Richtigkeit meiner Angaben beweisen.

Ob nach solch bestandener Prüfung den vielen Physikern, Physiologen und Ohrenärzten noch eine Täuschung durch meine Apparate möglich ist? Diese Frage kann man ja vorderhand noch offen lassen.

Nachdem ich mir noch erlaube, die Herren Physiker, Physiologen und Ohrenärzte ergebenst zu bitten, den Angaben meiner Schwingungszahlen volles Vertrauen entgegenbringen zu wollen, füge ich eine Tabelle an, nach der meine Pfeifchen auf die angeführten Tonhöhen geprüft werden können. Die Reihenfolge geschieht der Kürze wegen in grossen Terzen.

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DER

PHYSIK UND CHEMIE.

NEUE FOLGE. BAND 64.

UNLIC

1. Neue Grundlagen für die Werthe der Leitvermögen von Electrolyten; von F. Kohlrausch, L. Holborn und H. Diesselhorst. (Mittheilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.)

Zuverlässige Angaben electrischer Leitvermögen wurden. durch Werner Siemens ermöglicht. Im Anschlusse an seine Widerstandseinheit wurden die Leitvermögen dann auf Quecksilber von 0° bezogen. Während alle übrigen Theile der Electricitätslehre seitdem zu dem (C. G. S.)-System, bez. zu den durch das Ohm gegebenen Einheiten übergegangen sind, hat sich auf dem Gebiete der Electrolyse die alte Gewohnheit erhalten, obwohl die ausgedehnten theoretischen Betrachtungen dieselbe gerade hier als lästig empfinden lassen.

Die Ursache dieses conservativen Verhaltens mag erstens darin liegen, dass, um die vor allem nothwendige Einigkeit der Angaben zu bewahren, es bequemer erschien, neue Zahlen den alten anzureihen, als das umfangreiche ältere Material umzurechnen. Ausserdem aber wurden neue Messungen ohnehin fast ohne Ausnahme an die alten angeschlossen. Denn die Electrolyte waren, wenn man die bequemsten Methoden gebrauchen wollte, nicht in einer zur Ausmessung ihrer Dimensionen geeigneten Gestalt gegeben und es war deswegen am einfachsten, den Coefficienten, welcher aus dem gemessenen Widerstande eines Electrolytes sein Leitvermögen ergiebt, empirisch abzuleiten, indem man den von ihm eingenommenen Raum einmal mit einer Flüssigkeit von bereits bekanntem Leitvermögen füllte.

So hat die ursprüngliche Einheit sich auf die meisten späteren Bestimmungen vererbt.

Die Einführung der modernen Maasse würde nun einfach dadurch erledigt werden, dass man die auf das Quecksilber bezogenen Leitvermögen mit dem Verhältnisse Ohm: Siemens

Ann. d. Phys. u. Chem. N. F. 64.

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einheit multiplicirt, wenn nicht Ursachen vorhanden wären, welche den Reductionsfactor im vorliegenden Falle modificiren. Die Leitvermögen schliessen sich nämlich in der grossen Mehrzahl an die i. J. 1874 von Kohlrausch und Grotrian veröffentlichten Grundlagen an1), die aber selbst einer neuen Festsetzung bedürfen. Denn abgesehen von Fehlerquellen, welche in der damaligen, noch schwerfälligen Methode liegen, sind die Grundeinheiten, auf die sich die Ausgangszahlen beziehen, nämlich die Widerstandsscale und die Temperaturscale erst in späterer Zeit wirklich festgelegt worden. Besonders in der Temperaturscale hat sich bei der in den letzten Jahren erfolgten Fixirung der Wasserstoffscale gegen die damalige Zeit eine Aenderung vollzogen, welche 110° betragen und bei dem grossen Einflusse der Temperatur auf das Leitvermögen dessen Werth um mehrere Tausendstel beeinflussen kann.

Die hieraus folgende Aufgabe, die Grundlagen für electrolytische Widerstände neu herzustellen, hatte der eine von uns schon vor sieben Jahren in Strassburg gemeinschaftlich mit Hrn. J. O. Thompson angegriffen. Zu derselben Zeit wurden aber von mehreren Seiten Einwände gegen die Widerstandsbestimmung durch das Telephon mit Wechselströmen laut, und über der zunächst vorliegenden Aufgabe, diese Einwände sorgfältig zu prüfen, blieb die obengenannte Arbeit liegen. Nachdem die Correctheit der Methode nachgewiesen worden ist2), haben wir die Hauptaufgabe wieder aufgenommen.

Es handelt sich erstens darum, eine Anzahl von Normalflüssigkeiten aufzustellen, auf welche die Leitvermögen anderer Flüssigkeiten in Zukunft bezogen werden können.

Im Anschluss daran sollen, soweit dies thunlich ist, die Factoren angegeben werden, durch welche die von verschiedenen Verfassern bisher veröffentlichten Leitvermögen auf das absolute Maass reducirt werden.

Mit der Neubestimmung haben wir eine kritische Betrachtung der alten Grundlagen verbunden, da die alten zur electrischen und zur Temperaturmessung benutzten Apparate in genügender Zahl erhalten sind und selbst der neuen Bestimmung unterzogen werden konnten.

1) F. K. und Grotrian, Pogg. Ann. 151. p. 1. 1875.
2) F. K., Wied. Ann. 49. p. 225. 1893.

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