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grösseren Ausdehnung, wie die Curve f zeigt, scheint es etwas in das Gas hinauszurücken.

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Bei der Besprechung des Potentialgefälles im Crookes'schen dunklen Raume sagt Schuster, dass, obgleich die Formel V = V12 (1 − e−k) bis an die Kathodenoberfläche mit genügender Genauigkeit gelten mag, die daraus berechnete Dichte der electrischen Ladung in der Nähe der Kathode nicht nothwendig den Thatsachen entspreche. Nach meinen Versuchen stellt in der That seine Formel die in der Nähe der Kathode sich befindende Ladung nicht dar. Die Curven zeigen, dass unmittelbar vor der Kathodenoberfläche eine positive Ladung sich befindet, die mit der negativen Ladung der Oberfläche

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selbst eine Doppelschicht bildet. Etwas vor der Kathode wird die Ladung Null. Dann kommt eine kleine negative Ladung und dann, im übrigen Theile des Crookes'schen dunklen Raumes, eine positive Ladung. Im ganzen ist eine verhältnissmässig sehr grosse positive Ladung vorhanden. Der Werth der electrischen Kraft an der Kathodenoberfläche ist viel grösser als an irgend einer anderen Stelle des Rohres, wie dies schon von Warburg) gezeigt wurde. In der Figur ist es nicht möglich, diesen Punkt zur Darstellung bringen.

1) E. Warburg, Wied. Ann. 46. p. 1. 1892.

zu

$ 25.

Im Volumenelement dr wird in der Zeiteinheit von den electrischen Kräften die Arbeit idr (d V/dx) geleistet, wo i die Stromdichte bedeutet. Dieser Ausdruck ändert sich proportional d V/dx, ist also in jeder Lichtschicht ein Maximum, in jedem dunklen Zwischenraum ein Minimum. Nach den Untersuchungen von Wood') findet in der That in jeder Lichtschicht ein Maximum, in jedem dunklen Raume ein Minimum der Wärmeentwickelung statt. Wood findet auch, dass im dunklen Raume zwischen den positiven und negativen Lichtern die entwickelte Wärme klein ist, dem kleinen Werth von dV/dx entsprechend. Weiter findet er, dass die Wärmeentwickelung im positiven Lichte fast constant ist. Vom Anfang des negativen Glimmlichtes nach der Kathode hin zeigen seine Resultate und die meinigen nur eine sehr ungenaue Uebereinstimmung, was wahrscheinlich theilweise von der grossen Schwierigkeit herrührt, den Einfluss der heissen Kathode auf den Bolometerdraht zu eliminiren. Er findet, dass im negativen Glimmlichte die Wärmemenge zunimmt, je näher man an die Kathode herankommt. Nach meinen Versuchen findet hier keine entsprechende Zunahme der electrischen Arbeit statt.

Wood hat die Veränderlichkeit der Temperatur in den verschiedenen Theilen der einzelnen positiven Lichtschichten untersucht und hat gefunden, dass die Temperatur ein Maximum ist gerade im hellsten Theile der Schicht, der fast an der der Kathode zugewandten Grenze lag. Das bei meinen Versuchen benutzte Rohr war breiter als das von Wood und die Schichten hatten, von der Seite gesehen, die Gestalt eines Ovals, das in der Mitte am hellsten war. Unter diesen Umständen entsprach die Mitte der Schicht dem grössten Potentialgefälle.

$ 26.

Schuster) wirft die Frage auf, ob die Grenze des Crookes'schen dunklen Raumes einem constanten kritischen Werth der electrischen Kraft entspricht. Nach allen meinen Versuchen, bei welchen die Ausdehnung dieses dunklen Raumes

1) R. W. Wood, Wied. Ann. 59. p. 238. 1896.
2) A. Schuster, Proc. Roy. Soc. 47. p. 531. 1890

gross genug war, sodass die zwei Sonden völlig innerhalb der blauweissen Grenzschicht gestellt werden konnten, erreicht an dieser Stelle die electrische Kraft den kleinsten Werth, den sie im ganzen Rohre besitzt. Der endliche Abstand der zwei Sonden verhindert, dass der wahre Werth dieses Minimums angegeben werden kann. Da er von Null sehr wenig verschieden ist, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass er gegen die Werthe in den übrigen Theilen des Rohres verschwindet.

§ 27.

Die electrische Kraft im Crookes'schen dunklen Raume ist verhältnissmässig sehr gross, und dementsprechend ist die positive Ladung in diesem Theile des Rohres viel grösser als die negative Ladung im positiven Theile. Die Dimensionen der Fig. 8-15 bewirken, dass an der Anodenoberfläche und an der Grenze des Crookes 'schen dunklen Raumes die Curven fast vertical aufsteigen. Man darf aber nicht daraus einen Schluss über die relative Grösse der Ladungen an den zwei Stellen ziehen. Wenn man die Ergebnisse im Crookes'schen dunklen Raume mit denen in den anderen Theilen des Rohres vergleichen will, muss man beachten, dass die aus den Figuren ersichtliche Ordinateneinheit im ersten Fall viel grösser als im zweiten ist.

§ 28.

Werden die Hauptresultate dieser Versuche zusammengefasst, so ergiebt sich folgendes:

1. Im positiven Theile der Strombahn ist der Potentialgradient an den dunklen Stellen kleiner als an den benachbarten leuchtenden Stellen, sowohl in dem sogenanten dunklen Raume, als in den dunklen Stellen zwischen zwei hellen Schichten.

2. Im sogenannten dunklen Raume ist der Potentialgradient nicht constant, sondern nimmt im allgemeinen gegen die Kathode hin ab. Doch können in ihm auch Maxima und Minima des Gradienten auftreten, wie bei den Schichten des leuchtenden Theils der positiven Bahnstrecke. Im negativen Glimmlichte wird der Gradient noch kleiner als im dunklen Raume und erreicht an der Grenze des Crookes'schen dunklen Raumes seinen kleinsten Werth. In Bezug auf das Verhalten

des Gradienten gehört der von den Glimmstrahlen erfüllte Theil zum dunklen Raume.

3. Bei höherem Druck kann ein Theil des dunklen Raumes an der Anode einen constanten hohen Gradienten, wie sonst das ungeschichtete positive Licht, zeigen, verbunden mit Phosphorescenz des angrenzenden Glases.

4. Im positiven Theile der Strombahn ist eine negative Ladung vorhanden, die jedoch gegen die positive Ladung des negativen Theiles sehr klein ist.

5. Bei der geschichteten Entladung ist an der der Anode zugewandten Seite jeder Schicht eine positive, an der anderen Seite eine negative Ladung vorhanden. Der Verlauf des Gradienten zwischen zwei hellen Schichten entspricht dem Verlauf im ganzen Rohre. In dem Raume zwischen den Mitten zweier benachbarten Schichten ist eine überwiegende positive Ladung vorhanden. Dieses Resultat scheint von Interesse zu sein im Zusammenhang mit der von Goldstein') aufgestellten Theorie, wonach jede Schicht eine Theilentladung bildet.

6. Unmittelbar vor der Kathode besitzt der Gradient einen Minimalwerth und ebenso wurde in fast allen Versuchen vor der Anode ein Minimum gefunden.

Zum Schluss möchte ich Hrn. Prof. Dr. Warburg, dem ich die Anregung zu dieser Arbeit und vielfache Unterstützung bei der Ausführung derselben verdanke, meinen herzlichsten Dank aussprechen.

1) Goldstein, Phil. Mag. (5) 10. p. 183. 1880.

(Eingegangen 27. October 1897.)

6. Ueber die gefärbten Alkalihalogenide;
von E. Wiedemann und G. C. Schmidt.

Die Thatsache, dass unter dem Einfluss electrischer Entladungen sich Salze der Alkalimetalle färben, ist für die Kathodenstrahlen zuerst von Ed. Becquerel1) und zwar für Chlornatrium (braun) nachgewiesen worden. Analoge Färbungen hat ebenfalls unter den Kathodenstrahlen Hr. Goldstein 2) beobachtet und sie Nachfarben genannt; er hat dieselben aus der Bildung physikalischer Modificationen erklärt. Ganz ähnliche Färbungen nehmen diese Salze, wie zuerst H. Rose) zeigte, an, wenn man sie in den Dämpfen der Alkalimetalle selbst erhitzt. Zu demselben Resultat gelangten die Herren Kreutz1) und Giesel 5). Ferner zeigen sich solche Farben bei der Electrolyse der geschmolzenen Salze nach R. Bunsen) und Kirchhoff.

In einer grösseren Untersuchung über die Luminescenz von anorganischen Salzen und festen Lösungen) haben wir uns auch mit den Nachfarben zu beschäftigen gehabt. Aus dem Auftreten eines Nachleuchtens, einer Thermo- und einer Lyoluminescenz haben wir geschlossen, dass die Färbung der Salze unter den Kathodenstrahlen wie bei den Versuchen von Rose, Kreutz und Giesel von chemischen Processen herrührt. Dass diese in der Bildung von Subchloriden beständen, schlossen wir aus der Uebereinstimmung der Nachfarben und der Farbe der von Rose etc. erhaltenen Salzen, vor allem aber aus dem Auftreten einer alkalischen Reaction in den durch die

1) Ed. Becquerel, Compt. rend. 101. p. 209. 1885.
2) E. Goldstein, Wied. Ann. 56. p. 371. 1895.
3) H. Rose, Pogg. Ann. 120. p. 1. 1863.

4) F. Kreutz, Anz. d. Akad. Wissensch. Krakau. p. 147. 1892. p. 118. 1895. p. 112. 1896; Beibl. 19. p. 636. 1895. 21. p. 547. 1897. 5) F. Giesel, Chem. Ber. 30. p. 156. 1897; Beibl. 21. p. 337. 1897. 6) R. Bunsen und G. Kirchhoff, Pogg. Ann. 113. p. 345. 1861. 7) E. Wiedemann und G. C. Schmidt, Wied. Ann. 54. p. 618. 1895 und 56. p. 204. 1895.

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