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XX. Ueber einen bleihaltigen Arragonit con Tarnowitz in Oberschlesien;

von Th. Boettger.

Dieser Arragonit findet sich nur derb, in gröfseren und

kleineren Parthieen, die mit derbem Bleiglanz verwachsen sind, und aus mehr oder weniger grofskörnigen Zusammensetzungsstücken bestehen, die selbst wieder aus stänglichen, von einem Punkte aus excentrisch auslaufenden Stücken zusammengesetzt sind. Er ist nicht spaltbar, von Farbe grünlichgrau, die im Allgemeinen licht und in den verschiedenen concentrischen Lagen mehr oder weniger intensiv ist; an den verschiedenen Stellen zeigt er etwas mehr oder weniger Glasglanz, der auf dem unebenen und splittrigen Querbruch in Fettglanz übergeht; an den Kanten ist er stark durchscheinend und sein spec. Gewicht wurde zu 2,977 (bei 11o C.) bis 2,986 (bei 13o C.) gefunden. Bei der zweiten Wägung waren blofs Stückchen von dunkleren Parthieen angewendet worden; es mag jedoch die geringe Differenz im Wägen selbst liegen.

Farbe und Vorkommen dieses Arragonits veranlassten den Hrn. Prof. G. Rose denselben mir zur chemischen Untersuchung zu geben, die ich in dem Laboratorio des Hrn. Prof. H. Rose vorgenommen habe.

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Verhalten vor dem Löthrohre.

1) Kleine Stückchen des Arragonits in einem Glaskölbchen erhitzt, brannten zich mürbe, ohne zu decrepitiren, und färbten sich mit Verlust ihres Glasglanzes graulichweifs. Die Glasröhre beschlug während des Erhitzens mit einer sehr geringen Menge Wassers.

2) Zwischen den Platinspitzen der Pincette mit der Poggendorff's Annal. Bd. XXXXVII.

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Spitze der blauen Flamme angeblasen, zeigte sich anfangs deutlich eine azurblaue Färbung der äusseren Flamme, welche später mit Röthlich gemengt und endlich rein röthlich erschien. Der geglühte Arragonit reagirte auf Lackmuspapier alkalisch.

3) Auf Kohle für sich im Oxydationsfeuer brennt sich der Arragonit kaustisch (eben so im Reductionsfeuer), leuchtet sehr stark und giebt einen Beschlag von Bleioxyd.

4) Zu Borax und Phosphorsalz verhält sich der Arragonit wie kohlensaure Kalkerde; wird jedoch die gesättigte Boraxperle auf Koble im Reductions feuer behandelt, so entsteht ein geringer Beschlag von Bleioxyd.

5) Gegen Soda verhält sich das Mineral ebenfalls wie kohlensaure Kalkerde, jedoch mit dem Unterschiede, dafs auf Kohle ein geringer Bleioxydbeschlag entsteht.

Quantitative Analyse.

1,4545 Grm. des Arragonits wurden in einem, zuvor sorgfältig ausgetrockneten, Glaskölbchen mässig erhitzt, so lange, als sich noch Wasserdämpfe an den Wänden des Kölbchens condensirten; sie verloren dadurch 0,002 Grm. oder 0,137 Proc. an Gewicht, als Decrepitationswasser. Die einzelnen Stückchen waren alsdann ganz undurchsichtig, mürbe und leicht zerreiblich geworden; sie reagirten, auf geröthetem Lackmuspapier mit reinem Wasser befeuchtet, nicht im Mindesten alkalisch.

3,338 Grm. des Arragonits wurden in einem Glaskolben mit etwas Wasser übergossen, nach und nach reine Salpetersäure zugesetzt und von Zeit zu Zeit mässig erwärmt, bis die Auflösung erfolgt war. Er löste sich unter Aufbrausen vollständig zu einer wasserbellen Flüssigkeit auf. Die Auflösung wurde mit etwas Wasser

verdünnt und hierauf durch Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser der ganze Bleigehalt ausgefällt. Die Menge

des Schwefelbleies betrug 0,1215 Grm., welches 4,068 Proc. kohlensauren Bleioxyds im Arragonit entspricht. Das Schwefelblei wurde durch Behandlung mit reiner rauchender Salpetersäure in schwefelsaures Bleioxyd umgewandelt, dessen Menge 0,14725 Grm. betrug, 0,1298 Grm. kohlensauren Bleioxyds entsprechend, was 3,889 Proc. beträgt. Bei Umänderung des Schwefelbleies in schwefelsaures Bleioxyd hatte durchaus kein mechanischer Verlust stattgefunden; es kann daher dem Schwefelblei freier Schwefel beigemengt gewesen seyn, und war allerdings das zur Fällung angewendete Schwefelwasserstoffwasser etwas trübe, so dafs demnach die dem schwefelsauren Bleioxyd entsprechende Quantität von kohlensaurem Bleioxyd als richtiger anzunehmen ist.

Die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit wurde, nach vollständiger Entfernung des Geruchs nach Schwefelwasserstoff, ammoniakalisch gemacht, und durch Oxalsäure die Kalkerde gefällt; es wurden 3,2025 Grm. oder 95,940 Proc. kohlensaurer Kalkerde erhalten.

Um zu erfahren, ob der Arragonit neben dem kohlensauren Bleioxyde zugleich kohlensaure Strontianerde enthalte, wurde die ganze Menge der erhaltenen kohlensauren Kalkerde in einem Digerirkolben, unter den bekannten Vorsichtsmafsregeln in ein möglichst neutrales salpetersaures Salz umgeändert. Die salpetersaure Auflösung wurde zur dicklichen Consistenz abgeraucht, in einem mässig erwärmten Sandbade zur völligen Trockne gebracht, und endlich die trockne salpetersaure Salzmasse vorsichtig mit absolutem Alkohol behandelt. Hierbei blieb nur eine sehr geringe Menge einer pulverförmigen Substanz ungelöst, welche, in einem sehr fein zertheilten Zustande, in der Flüssigkeit suspendirt, erst nach mehreren Tagen sich vollständig absetzte. Hierauf wurde der Rückstand auf ein gewogenes Filtrum gebracht, mit absolutem Alkohol vollständig ausgesüfst und hierbei der Zutritt der Luft so viel als möglich gehindert. Das Fil

trum wurde mit dem Rückstande sogleich im Wasserbade getrocknet, und das Gewicht des letzteren zu 0,005 Grm. gefunden. Davon wurde ein Theil mit Soda vor dem Löthrohre im Oxydationsfeuer behandelt; die Soda schmolz klar und durchsichtig, und wurde unter der Abkühlung unklar, während in der flüssigen, klar schmel zenden Masse einzelne Theile unaufgelöst vertheilt zurückblieben, welche bei fortdauerndem Blasen leuchtend wurden. Nach Hrn. Plattner's Angabe (Poggend. Annal. Bd. XXXXVI S. 308) hat die Kalkerde diese Eigenschaft, die Strontianerde aber schmilzt mit Soda auf Platinblech vollständig zu einer klaren durchsichtigen Masse. Der übrige Theil des Rückstandes wurde auf dem Filtrum mit sehr wenigem Wasser unter Zusatz eines Tropfens Chlorwasserstoffsäure behandelt; er löste sich unter Brausen vollständig auf. Zu einem Theile dieser Auflösung wurde oxalsaures Ammoniak gesetzt, wodurch sehr bald eine Trübung und ein weifser Niederschlag erfolgte, zu dem übrigen Theile reine klare Gypsauflösung gesetzt, durch welche aber nicht die kleinste Spur eines Niederschlages hervorgebracht wurde. Es mufste demnach ein kleiner Theil der salpetersauren Kalkerde beim Abdampfen seine Salpetersäure verloren und in kohlensaure Kalkerde sich umgeändert haben.

Der Arragonit wurde nach dem Vorhergehenden zusammengesetzt gefunden aus:

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Um von der Abwesenheit des Strontians noch genügendere Ueberzeugung zu erhalten, wurde der Versuch mehrmals wiederholt, und zwar ein Mal genau so verfahren, wie oben beschrieben, und dabei ebenfalls

ein in Alkohol unlöslicher, sehr geringer Rückstand erbalten; das andere Mal wurde das Abdampfen bis zur völligen Trocknifs im Wasserbade bewerkstelligt. Bei dem letzteren Verfahren löste sich die salpetersaure Salzmasse bis auf einen unwägbaren Rückstand in Alkohol. auf. Das eine Mal, wobei vorzugsweise dunkle Parthieen zur Analyse verwendet wurden, ergab sich der Gehalt des Arragonits an kohlensaurem Bleioxyd zu 3,565 Proc., das andere Mal, bei Anwendung der lichteren Parthieen zu 2,564 Proc. Endlich wurde noch eine Quantität der lichteren Parthieen des Arragonits in möglichst wenig verdünnter Salpetersäure aufgelöst, die Auflösung sogleich zur Trockne abgedampft, die trockne Salzmasse mit absolutem Alkohol behandelt, der Rückstand auf ein gewogenes Filtrum gebracht, getrocknet und gewogen. Hierauf wurde derselbe mit Wasser, unter Zusatz von etwas Salpetersäure, aufgelöst, und zu der Auflösung Schwefelwasserstoffwasser hinzugefügt, das Schwefelblei durch ein gewogenes Filtrum abfiltrirt, das Gewicht desselben bestimmt, und sodann durch rauchende Salpetersäure in schwefelsaures Bleioxyd umgeändert, Das Gewicht des schwefelsauren Bleioxyds entsprach ziemlich genau der gefundenen Menge von salpetersaurem Bleioxyd; als kohlensaures Bleioxyd berechnet, betrug die Menge desselben 2,416 Proc. Die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit wurde verdampft und hinterliefs keinen wägbaren Rückstand, so dafs also auch auf diese Weise kein Strontiangehalt im Arragonit nachzuweisen war.

Die untersuchte Verbindung von kohlensaurer Kalkerde mit kohlensaurem Bleioxyd hat ganz das Ansehen eines Arragonits; der Mangel an deutlicher Spaltbarkeit und das hohe spec. Gewicht macht sie gleich als einen solchen kenntlich. Sie unterscheidet sich demnach von einer ähnlichen Verbindung von kohlensaurer Kalkerde und koblensaurem Bleioxyd, die Johnston beschrieben (Poggend. Annal. Bd. XXV S. 312) und mit dem Na

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