Page images
PDF
EPUB

gefunden, welche in mit der Kreide abwechselnden Schichten überaus zahlreich und mächtig in Sicilien, Oran und Griechenland erscheinen. Eine Vergleichung der südlichen Infusorien-Mergel und der nördlichen Feuersteinschichten liegt sehr nahe und ist sehr ansprechend. So scheint denn in diesem Wechselverhältnifs wohl die Feuersteinbildung zu ihrer völligen Erklärung zu gelangen. Es könnte aus der Umbildung der Infusorien - Mergelschichten in Feuersteinlager und aus der grösseren Zersetzung P der Kalkthiere in unorganische Blättchen ein gröfseres Alter der nördlichen Kreidelager erhellen, doch könnten auch Localverhältnisse zu gleichen Epochen anders wirken, wie diefs aus anderen Gründen (den gleichen Kreidethierchen und anderen) wahrscheinlicher ist.

6) Der vom Verf. bisher bemerkte Mangel an zahlreichen verschiedenen Formen von Kiesel-Infusorien in der Kreide zur Bildung der Feuersteine ist verschwunden und an seine Stelle ein grofser Reichthum getreten.

Im Ganzen hat der Verf. 71 verschiedene mikroskopische kalkschalige und kieselschalige Thierarten in der Kreide beobachtet, überdiefs aber noch zahlreiche grössere (über Linien grofse) Kalkthiere und auch viele nur eingeschlossene Pflanzen, Tethyen, Spongien, Confervoiden und Fucoiden. Als die Hauptmasse der Kreide aller Orten bildend erschienen ihm die zahlreichen Formen der Gattungen Rotalia und Textularia der Polythalamien; er zählt aber im Ganzen 7 Gattungen mit 22 Arten von polythalamischen mikroskopischen Kalkthieren, und überdiefs noch mikroskopische und gröfsere Nummuliten, Cypriden u. s. w. Ferner beobach

tete er bisher 40 Arten von Kiesel-Infusorien, die 14 Generibus angehören (ungerechnet die wahrscheinlich weichen, in Feuerstein nur eingeschlossenen, schon früher erwähnten 8 Formen), auch zählt er 5 Arten kieselerdehaltiger Pflanzen. In den Feuersteinen des Jurakalkes von Krakau fand er wohl erhaltene eigenthümli

che Polythalamien und Reste von Spongien oder Tethyen, und neuerlich auch Polythalamien der Kreide in dem bei Cambridge in England unter der Kreide liegenden Gault (Thon)- Feuersteinen.

Eine diese Verhältnisse übersichtlich machende Tabelle über die in 14 Localitäten von ihm beobachteten Thiere der Kreide und Kreidemergel, so wie die Proben der Gesteine sammt einer Sammlung wohl erhaltener mikroskopischer Präparate, die verschiedenen Arten der Thierchen fast in vollständiger Reihe enthaltend, wurden der Acadamie vorgelegt.

Hieran schlofs Hr. E. eine vorläufige Uebersicht seiner Untersuchung der Schnecken - Corallen oder Polythalamien als Thiere, hinsichtlich deren Resultate, als rein zoologischer Natur, wir aber auf die Berichte der K. Academie verweisen müssen.

XXII. Nickel- und Kobalt-Amalgam.

Zur Darstellung dieser Amalgame läfst Hr. Damour

eine saure und mit Ammoniak flüssigkeit übersättigte Lösung von Nickel- oder Kobaltchlorid in luftleerem Wasser über Stücke von Zinkamalgam (direct bereitet aus 6 Th. Quecksilber und 1 Th. Zink) stehen, so lange noch Gasblasen entweichen, giefst nach einigen Tagen die Flüssigkeit ab, und ersetzt sie durch neue Portionen jener Lösungen, bis alle Gasentwicklung vollständig aufgehört hat. Endlich pülvert er das Amalgam und entzieht ihm durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure (das jedoch nicht zu lange fortgesetzt werden darf) alles Zink. Beide Amalgame zersetzen sich an der Luft. Das des Nickels ist magnetisch. Chrom-, Uran-, Manganund Eisenlösung werden auch vom Zinkamalgam zersetzt, ohne aber Amalgame zu liefern. (Ann. de Min. Ser. III T. XV p. 47.)

XXIII. Ueber das Carbylsulphat und die Aethionsäure; von Gustav Magnus.

Schon vor einiger Zeit habe ich zwei Säuren beschrie

ben, die durch die Einwirkung von wasserfreier Schwefelsäure auf absoluten Alkohol oder Aether entstehen; nämlich die Aethionsäure und die Isäthionsäure. Von diesen ist die letztere von Mehreren dargestellt und bestätigt worden. Diefs war aber nicht der Fall mit der Aethionsäure, deren Existenz sogar von Hrn. Liebig ') bestritten worden ist. Ich habe deshalb diese Säure einer neuen Untersuchung unterworfen, die mich auf einige neue Thatsachen geführt hat, welche ich hier mittheilen werde.

Carbylsulphat.

Wenn wasserfreie Schwefelsäure von absolutem Alkohol absorbirt wird, so bilden sich unter geeigneten Umständen in dem Alkohol weisse seidenartige, zuweilen ganz vollständig ausgebildete Krystalle, die ein schwefelsaurer Kohlenwasserstoff sind. Um dieselben zu erhalten, wurde feste wasserfreie Schwefelsäure durch Erhitzen von Nordhäuser Vitriolöl dargestellt und in einem durch Eis kalt erhaltenen Glasgefäfse aufgefangen. Diefs Gefäfs wurde alsdann durch einen Glasstöpsel verschlossen und in dasselbe eine kleine Glasröhre mit absolutem Alkohol gestellt, die etwa 0,5 Zoll weit und fast so lang als das Glasgefäfs hoch war. Sehr selten wurden alsdann sogleich Krystalle erhalten, sondern die Röhre mufste in ein zweites, mit neuer wasserfreier Schwefelsäure gefülltes, und zuweilen noch in ein drittes Gefäfs der Art gestellt werden. Denn die Schwe1) Liebig's Annalen der Pharmacie, Bd. XIII S. 35.

felsäure in den Glasgefäfsen absorbirt gleichfalls Alkohol und dadurch hört die Absorption der Säure durch den in der Röhre enthaltenen Alkohol auf. Diese Bildung der Krystalle geht ohne Entwicklung von schweflichter Säure vor sich.

Gleichzeitig finden sich alsdann auch in den mit den Glasstöpseln verschlossenen Gefässen dieselben Krystalle, indem, wie schon bemerkt, die Schwefelsäure sowohl den Alkohol aus der Röhre absorbirt, als dieser die Schwefelsäure. Allein diese Krystalle sind stets gemischt mit wasserfreier Schwefelsäure, von der sie weder zu trennen noch zu unterscheiden sind. Da ich früher niemals die Bildung dieser Krystalle im Alkohol beobachtet hatte, sondern nur die mit wasserfreier Schwefelsäure gemischten Krystalle kannte, so hielt ich dieselben für diese letztere Säure 1).

Die Krystalle, welche sich in den mit Alkohol ge füllten Röhren bilden, sind zwar gleichfalls von rauchender Schwefelsäure umgeben; allein es ist mir gelungen dieselben zu isoliren. Giefst man die Flüssigkeit, welche sich zwischen den Krystallen in den Röhren befindet, von diesen ab, so rauchen die Krystalle sehr stark an der Luft durch die noch an ihnen haftende rauchende Schwefelsäure. Sie ziehen alsdann sehr begierig Feuchtigkeit an und zerfliefsen. Ich brachte sie deshalb schnell auf eine etwas erwärmte Platte von gebranntem Thon, und mit dieser unter die Glocke der Luftpumpe, unter der sich zugleich engliches Vitriolöl befand. Diefs binderte den Zutritt von Feuchtigkeit und absorbirte zugleich die wasserfreie Schwefelsäure. Die wasserhaltende Schwefelsäure aber, und die etwa gebildete Schwefelwein-, Aethion- oder Isäthion - Säure, die sich auf den Krystallen befanden, zogen sich in die Thonplatten. Die Krystalle blieben so lange unter der Glocke der Luftpumpe, bis sie durchaus nicht mehr rauchten, wozu oft 1) Diese Annalen, Bd. XXVII S. 379.

mehrere Tage und ein wiederholtes Ausbreiten derselben auf erneuten Platten nöthig waren. Bisweilen aber zerflossen sie, trotz aller angewandten Vorsicht, durch die Feuchtigkeit, welche die Thonplatten absorbirt hatten. Sobald sie vollständig trocken waren, rauchten sie nicht mehr, und zogen das Wasser aus der Luft viel langsamer an. Sie wurden alsdann in eine Glasröhre

eingeschmolzen.

Als Aether statt des absoluten Alkohols zur Absorption der wasserfreien Schwefelsäure angewendet wurde, konnte ich keine Krystalle erhalten, doch wäre es dennoch möglich, dafs dieselben sich unter geeigneteren, mir freilich unbekannten, Umständen bilden. Uebrigens fand ich bei diesen Versuchen vollkommen bestätigt, was ich in meiner ersten Bekanntmachung der Aethionsäure schon anführte, dafs bei der Absorption von wasserfreier Schwefelsäure und Aether sich stets schweres Weinöl bildet, während diefs bei der Absorption von absolutem Alkohol niemals entsteht. Es möchte diefs vielleicht einer der vorzüglichsten Beweise dafür seyn, dafs es unrichtig ist, den Alkohol als ein Hydrat des Aethers zu betrachten, da, wenn er ein solches wäre, die Schwefelsäure ihm zunächst das Hydratwasser entziehen und sodann ganz so auf ihn einwirken würde, wie sie auf Aether einwirkt, was offenbar nicht der Fall ist.

Um die erwähnten Krystalle zu analysiren, darf man sie nicht in einem Tiegel abwägen, weil sie während des Wägens zu viel Feuchtigkeit anziehen; sie wurden deshalb mit der Glasröhre, in der sie eingeschmolzen waren, gewogen, dann die Glasröhre abgeschnitten, die Krystalle ausgeschüttet und die Röhre rasch wieder gewogen. Bei der Verbrennung mit Kupferoxyd erhielt ich:

« PreviousContinue »