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Grundzüge

der

Astronomie und Astrologie

der Alten

besonders der Aegypter

von

Dr. Max Uhlemann

Docent der ägyptischen Literatur und Alterthumskunde zu Göttingen, Inhaber der Königl.
Preuss. goldenen' Medaille für Wissenschaft, ordentlichem Mitgliede der deutschen
morgenländischen, sowie der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig.

Leipzig

Verlag von Otto Wigan d.

1857.

ASHMOLEAN

OXFORD

MUSEUM

22 FEB 1939

Vorwort.

Wenn die in vorliegender Schrift vorgetragenen Lehren der altägyptischen Astronomie vielfach von einigen Resultaten anderer Aegyptologen der neueren Zeit (z. B. in der Zeitschr. der deutsch. morgenl. Gesellsch. Bd. X. S. 649 ff.) abweichen, so bedarf dies von vorn herein keiner Entschuldigung oder Rechtfertigung, da Jeder, welcher mit Aufmerksamkeit die Fortschritte der Aegyptologie verfolgt hat, weiss, dass leider noch immer zwei in ihren Grundsätzen wesentlich verschiedene Systeme der Hieroglyphenentziffrung um den Vorrang streiten. Die Anhänger des einen werden selbstverständlich stets die Resultate und Forschungen der Anhänger des anderen aufs Bitterste anzufeinden und zu widerlegen versuchen, und nicht eher wird dieser Streit verstummen, als bis andere, unparteiische Gelehrte ihr Urtheil ohne Scheu auszusprechen wagen und so dem Kampfe ein Ziel setzen. Auch der Unterzeichnete ist auf die Angriffe seiner Gegner gefasst, aber er glaubt um so weniger hier genöthigt zu sein, von Neuem auf die schon oft von ihm aufgedeckten Mängel der Lehren Champollion's hinzuweisen, da erst ganz kürzlich (Zeitschr. Europa, Leipz. 1856 no. 44. 45,,Die Entziffrung der Hieroglyphen" von Dr. H. Wuttke) ein neuer vorurtheilsfreier Kämpfer ihnen und den Forschungen seiner

Nachfolger den Todesstoss versetzt hat. Auch die „Aegyptologischen Bedenken“ (Rhein. Mus. für Philologie 1856 S. 129 ff.) sind geeignet, die Philologen zur Vorsicht bei Benutzung der neusten ägyptologischen Resultate aufzufordern. Nur wenn die Philologie sich der Mühe unterzieht, die Aegyptologie schärfer zu überwachen, und wenn sie von ihrem Rechte Gebrauch macht, für jedes Resultat derselben auch einen bündigen, überzeugenden Beweis zu verlangen, dann wird auch die Aegyptologie sich aufgefordert und gezwungen fühlen, vorsichtiger und gewissenhafter als bisher in ihren Forschungen zu verfahren, so endlich eine würdigere Dienerin der Philologie werden und manchen schätzbaren Beitrag zur allgemeinen Alterthumskunde liefern können.

Göttingen, im December 1856.

Der Verfasser.

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